SZ-Kolumne "Bester Dinge":So schön hässlich hier

(Foto: Uwe Anspach/dpa)

Deutsche Städte wollen attraktiv sein und werben immer mit ihren besten Seiten. Ludwigshafen geht da einen anderen Weg.

Von Veronika Wulf

Man könnte meinen, deutsche Städte seien ununterbrochen auf Partnersuche. Ständig stellen sie sich als offen und attraktiv dar. Natürlich nicht, um andere Städte zu beeindrucken - Städtepartnerschaften haben die meisten schon genug und zu viele Fernbeziehungen sind anstrengend -, aber um Menschen anzulocken, vor allem zahlungskräftige Touristen oder einnahmekräftige Steuerzahler.

Was Städte attraktiv macht, ist Schönheit, ein gepflegtes Äußeres, man muss alles bekommen, was man braucht, um seine Bedürfnisse zu befriedigen, und wenn sie reich sind, schadet es auch nicht. Also im Grunde wie bei der menschlichen Partnersuche. München gilt als schick, Hamburg gar als Perle und Berlin als sexy (und ein bisschen schmutzig, aber manche stehen ja drauf). Kaiserslautern bezeichnet sich als "schönes Stück Pfalz" und Konstanz als "pulsierendes Herz".

Aber was, wenn man einfach nicht schön ist? Wenn man nie oben im Städteranking der Wirtschaftswoche auftaucht? Nie als besonders kinderfreundlich oder lebenswert bezeichnet wird? Wenn man gar den Titel als "hässlichste Stadt Deutschlands" bekommt - wenn auch nur in einer Satiresendung und das schon vor drei Jahren?

Ludwigshafen hat das Beste draus gemacht. Die Stadt in Rheinland-Pfalz bietet unter dem Namen "Germany's Ugliest City Tours" Führungen zu "hässlichen Orten" an: zu einer stillgelegten Bahnstation, ehemaligen Wasserbecken und einem Platz, der Carl-Wurster-Platz heißt und auch so aussieht. Die Nachfrage ist groß, meldet nun die Deutsche Presse-Agentur. Natürlich ist sie das. Wer will schon Schönheit, wenn er Humor und Ehrlichkeit haben kann.

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