Ludwigshafen:Die Schuldfrage

Explosionen bei BASF in Ludwigshafen

Einsatzkräfte und ein Schiff der Feuerwehr an der Unglücksstelle.

(Foto: Andreas Arnold/dpa)

Nach der Explosion bei der BASF wird noch ein Mann vermisst. Dass Malu Dreyer zum Unglücksort kam, zeigt, wie ernst die Regierung den Vorfall nimmt.

Von Susanne Höll, Frankfurt

Nach der Explosion im Chemiewerk der BASF in Ludwigshafen mit mindestens zwei Toten ermittelt die Staatsanwaltschaft inzwischen wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung gegen unbekannt. Der Leitende Oberstaatsanwalt der Behörde in Frankenthal, Hubert Ströber, sagte, menschliches Versagen könne bislang nicht ausgeschlossen werden. Womöglich sei aber auch ein technischer Defekt schuld an dem Unglück, bei dem rund 30 Menschen verletzt worden waren, sechs von ihnen schwer. "Es steht zum Teil nicht sehr gut um die Menschen", sagte Dieter Feid, Beigeordneter der Stadt Ludwigshafen. Ein Matrose eines Löschschiffes wurde am Dienstag noch vermisst, die Feuerwehr vermutet ihn im Becken des BASF-Nordhafens, Taucher suchten nach ihm.

Die Ermittler von Staatsanwaltschaft und Polizei, die von Brandexperten unterstützt werden sollen, kamen am Dienstag noch nicht direkt zur Stelle des Unglücks, weil die Brand- und Explosionsgefahr dort nach Angaben der Feuerwehr noch immer nicht gebannt ist. An einem Schacht mit 28 Rohrleitungen, durch die Produktionsstoffe aus Transportschiffen in die Betriebsstätten an Land gepumpt werden, hatte es am Montag zunächst gebrannt, dann folgten Explosionen. Zwar wurde die Zufuhr nach BASF-Angaben abgedreht, aber es sickerten immer noch Stoffe aus defekten Leitungen aus. Die Feuerwehr hat den Schacht mit Schaum abgedeckt. Man hofft, an diesem Mittwoch den unmittelbaren Unglücksort endgültig zu sichern. Was genau zu den Explosionen führte, ist nach wie vor unklar.

Giftige Stoffe sind nach BASF-Darstellung bei der Detonation weder in die Luft noch in das Wasser gelangt. Die Messgeräte hätten bislang keine kritischen Werte angezeigt, hieß es. Die Detonation hatte über Ludwigshafen hinaus in der Bevölkerung Ängste vor Vergiftungen und anderen gesundheitlichen Schäden ausgelöst.

Der Betrieb in etlichen Betriebsstätten des Konzerns ruht, und die Rohstofflieferung liegt still. "Das sind große Herausforderungen für unsere Produktion", sagte Vorstandsmitglied Margret Suckale. Den wirtschaftlichen Schaden wollte sie nicht beziffern. Wichtig sei jetzt das Schicksal der Verletzten und des Vermissten.

Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) machte sich in Ludwigshafen selbst ein Bild von der Lage. Ob es als Konsequenz des Unglücks strengere Auflagen für die BASF geben wird, ist noch offen. Zunächst müsse die Ursache der Explosion zweifelsfrei geklärt werden, hieß es aus Regierungskreisen in Mainz. Dreyers Besuch ist ein Zeichen dafür, dass die Regierung die Explosion als äußerst ernsten Vorfall wertet.

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