Süddeutsche Zeitung

Loveparade-Videos im Netz:"Jeder soll sich selbst ein Bild machen"

Rainer Schaller, Veranstalter der Loveparade in Duisburg, stellt Aufnahmen der Überwachungskameras ins Internet. Sie sollen beweisen, dass die Polizei Schuld an der Katastrophe trägt.

Fünf Wochen nach der Loveparade-Katastrophe in Duisburg mit 21 Toten will Veranstalter Rainer Schaller das gesamte Videomaterial seiner Überwachungskameras ins Internet stellen. Damit sollten die taktischen Fehlleistungen der Polizei dokumentiert werden, sagte Schaller, der auch Gründer der Discount-Fitnesskette McFit ist, in einem Interview mit dem Spiegel: "Jeder soll sich selbst ein Bild von den Abläufen machen können".

Bei dem Material handele es sich um Aufnahmen von sieben Kameras mit einer Laufzeit von über 22 Stunden. Zu sehen sei, wie die Polizei drei Sperrketten gebildet habe, als sich am Nachmittag im westlichen und östlichen Teil des Veranstaltungsgeländes die Menschen stauten. Zwei Ketten seien in den Tunnels und eine auf dem unteren Teil der Zugangsrampe gebildet worden. Diese Ketten seien "vermutlich die Ursache der Katastrophe gewesen", sagte Schaller. Ohne die Sperrketten würden "die Menschen heute noch leben", fügte er hinzu.

Schaller wird dem Bericht zufolge nicht vor dem Innenausschuss des nordrhein-westfälischen Landtags, der sich am 2. September zum wiederholten Male mit der Duisburger Katastrophe beschäftigt, Rede und Antwort stehen. Er werde Vertreter seiner Firma schicken. Ihm sei aber bewusst, dass er eine moralische Verantwortung habe. "Ich war Veranstalter, und die Menschen wären nicht gestorben, wenn die Veranstaltung nicht gewesen wäre. Wer Schuld hat, muss juristisch geklärt werden, selbstverständlich stelle ich mich auch hier der Verantwortung", sagte er in dem Interview.

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sueddeutsche.de/dpa/AFP/holz/pfau
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