Louis de Funès:Brust oder Keule

Louis de Funès: Louis de Funès mit Oldtimer in der Einfahrt seines 360-Fenster-Schlosses (im Jahr 1970). Das dort untergebrachte Museum könnte bald schließen.

Louis de Funès mit Oldtimer in der Einfahrt seines 360-Fenster-Schlosses (im Jahr 1970). Das dort untergebrachte Museum könnte bald schließen.

(Foto: oh)

Der französische Schauspieler Louis de Funès lebte in einem Schloss, heute ist dort ein Museum eingerichtet. Nun soll es geschlossen werden.

Von Martin Zips

Es gibt viele Gründe, sich in dieses außergewöhnliche Museum zu verlieben. Einer der wichtigsten ist: Die Musik. Auf Schritt und Tritt begleiten den Besucher altbekannte Melodien. Über die intellektuelle Qualität der Komödien, aus denen sie stammen, kann man ja streiten. Unbestritten ist die filmhistorische Bedeutung etwa eines "Douliou Douliou Saint-Tropez", dem 60er-Jahre-Titelsong der französischen Reihe "Der Gendarm von Saint-Tropez", sowie das mimische und gestische Ausnahmetalent des Hauptdarstellers.

Den Gendarm verkörperte stets der Komiker Louis de Funès und er war bereits 50 Jahre alt, als er im Jahr 1964 in dieser Rolle weltweit Berühmtheit erlangte. Weitere Filme folgten, in denen Funès meist den völlig verrannten, aber nicht unsympathischen Choleriker gab. Sein privater Ruheort, das war das Château Clermont in Le Cellier, nahe der Stadt Nantes. De Funès' Frau Jeanne, eine gebürtige de Maupassant, hatte es geerbt. Nach dem Tod des Komikers 1983 (im Garten erlitt er seinen dritten und tödlichen Herzinfarkt) verkaufte die Familie das Schloss, das heute ein exklusives Mehrparteienhaus ist. Nur mit der Vermietung der Orangerie tat sich der Besitzer, ein internationales Immobilienkonglomerat, immer schwer. In das einst dort untergebrachte Restaurant, nur wenige Meter vom Grab von Louis und Jeanne de Funès entfernt, verloren sich kaum Gäste. Also schlugen ein paar Verrückte aus dem Dorf zu, gründeten einen Louis-Verein und richteten vor zwei Jahren genau hier das zentrale Museum zu Leben und Werk des Komikers ("Nein! Doch. Oh!") ein, dessen Filme heute noch im französischen Fernsehen Rekordquoten erzielen. Unterstützt wurden sie von de Funès' Söhnen Olivier (Pilot) und Patrick (Radiologe) sowie Fans aus aller Welt, die Hunderte Exponate herschenkten: Filmrequisiten, Artikel, Briefe, Fotos. Rentner aus dem Dorf, die den regelmäßigen Kirchgänger de Funès noch zu dessen Lebzeiten erlebt hatten, fanden hier als Touristenführer oder Kartenabreißer einen Job. 55 000 Besucher haben die Ausstellung seither gesehen - sie gilt als eine der touristischen Attraktionen des Départements Loire-Atlantique. Doch ab November könnte Schluss sein. "Der Mietvertrag wird nicht verlängert", sagt Museumsleiterin Roselyne Duringer. "Man bietet uns zwar den Kauf der Räume an, doch für einen Kredit bräuchten wir 300 000 Euro. Bisher haben wir 16 000." Einen Neuanfang an anderer Stelle schließt sie aus.

Das Museum war vielen Schlossbewohnern von Anfang an ein Dorn im Auge: Selbst Verbotsschilder schützten sie nicht vor stinkenden Reisebussen, Lärm bis in den Abend und Blicken über den Gartenzaun. Nun sollen Crowdfunding und Unterschriftenlisten das Projekt in letzter Minute retten. Das "Douliou Douliou Saint-Tropez", welches noch aus der offenen Museumstür zu hören ist - es klingt jedoch schon etwas trauriger.

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