Süddeutsche Zeitung

Panne bei Lottoziehung:"Hier ist was Wildes grade im Gang"

Bei der Lottoziehung am Samstag bleibt erst die Maschine kurz stehen, danach landen zwei Kugeln im selben Glas - zur Begeisterung der Moderatorin.

Von Jakob Biazza

Miriam Hannah moderiert seit 2017 die Ziehung der Lottozahlen. Es wäre vielleicht hoch gegriffen zu behaupten, die 37-Jährige habe damit alles gesehen, die fallenden Kugeln haben schließlich selten eine unmittelbar gewaltige Dramatik - aber ein "Oh, mein Gott" der Moderatorin hat doch eine gewisse Autorität. Zumal mit dem Zusatz: "Darauf hab ich gewartet, seitdem ich hier Lotto moderiere."

Man erlebt also ein Ereignis, wie es zumindest seit knapp zwei Jahren kein Vergleichbares gab. Genauer: Eine Lottomaschine, die stehenbleibt. Kurz nach der dritten Kugel passiert das, die 47 übrigens (nach 10 und 15), und es sollte die geringere Panne an diesem Abend sein. Denn die Maschine läuft zwar noch mal an, lässt die 25 in den vorgesehenen Zylinder fallen, macht dann aber, was sie will. Was hier heißt, dass sie die 1 auf die 25 fallen lässt.

"Gefürchtete Havarie"

Zwei Kugeln in einem Zylinder damit, was als Ereignis, wie sich noch zeigen wird, weit über die vergangenen zwei Jahre hinaus einmalig ist. Oder in den Worten Hannahs: "Bitte, Herr Ziehungsleiter, kommen Sie zu mir, hier ist was Wildes grade im Gang." Kurz darauf erscheint der gerufene Ziehungsleiter vor der Kamera und stellt, ganz nüchterner Profi, fest: "Hallo, wir haben hier ein technisches Problem."

Wobei sich die Vorgänge zu diesem Zeitpunkt (man spricht inzwischen von einer "gefürchteten Havarie") zu einem "technischen Problem" längst verhalten, wie, sagen wir mal, sechs Richtige mit Superzahl zu hingeschlampten drei Treffern. Zumindest bestätigt der Ziehungsleiter, dass auch er so etwas in seiner Zeit noch nicht erlebt habe. Was das Ganze schon über die vergangenen vier Jahre einmalig macht.

Beruhigend allerdings: Man ist auf eine solche Havarie vorbereitet, hat also ein Ersatzgerät bereitstehen. Allerdings ohne Kugeln, was die Live-Übertragung qua Live-Befüllung (natürlich ohne die Kugeln 10, 15, 47 und 25) weiter dehnt. Auf gute neun Minuten. Also Ursachenforschung zur Überbrückung der Zeit, und auch bei der bleibt der Ziehungsleiter der besonnene Profi, als den man ihn bis hierhin kennengelernt hat. Auf die Frage "Woran kann so was liegen?", antwortet er: "Technik, da steckt man nicht drin."

Das neue Gerät schließlich funktioniert, zieht 42 und 31 und als Superzahl: "Passt doch zu uns heute - unsere Superzahl ist die Null."

Bleibt die historische Einordnung der Vorgänge: Tatsächlich gab es bislang an gröberen Ausfällen unter anderem einen Fehler auf "mechanisch-pneumatischer Basis", der dazu führte, dass gar keine Kugeln ausgespuckt wurden (1984). Eine Kugel (Nummer 6), die noch im Mischbehälter zerbrach (1999). Und zwei Kugeln, die ganze zwei Monate lang fehlten (2002). Zwei Kugeln in einem Zylinder: bislang ein Novum.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4442609
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
sz.de/biaz/dpa
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.