Süddeutsche Zeitung

SZ-Kolumne "Bester Dinge":Doppeltes Lottochen

Ein US-Amerikaner gewinnt zweimal in der Lotterie, nachdem er sich am selben Ort wieder ein Los gekauft hat. Über Spieler und andere Gewohnheitstiere.

Von Veronika Wulf

Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und handelt daher oft nicht rational. Er greift ständig zum Handy, obwohl es nichts Neues gibt. Er datet immer denselben Typ Mensch, obwohl ihm klar ist, dass dieser ihm nicht guttut. Er raucht, trinkt und isst zu viel, wird süchtig, dick und krank.

Aber diese Kolumne heißt Bester Dinge, deshalb ein paar Vorteile von Routinen: Der Mensch stirbt nicht vor Schreck, wenn nachts ein Auto vor seinem Schlafzimmerfenster vorbeifährt, weil da ständig Autos vorbeifahren. Der Mensch vergisst sein Kind (meistens) nicht in der Kita, weil er es jeden Tag dort abholt. Und der Mensch kommt pünktlich zur Arbeit, weil er immer denselben Weg nimmt (und weil er es muss).

Kevin Miller aus Montague in Massachusetts brachte eine kleine Gewohnheit nun sogar zum zweiten Mal einen Lotteriegewinn (erst eine Million, dann knapp 400 000 Dollar), nachdem er im selben Supermarkt wieder ein Los gekauft hatte, wie CNN berichtet. Auch Robert Bailey machte die Gewohnheit reich: Der New Yorker gewann 2018 knapp 344 Millionen Dollar, nachdem er 25 Jahre lang auf dieselben Zahlen getippt hatte.

Tja, Gewohnheit und Aberglaube liegen oft nah beieinander, etwa zu beobachten bei Cristiano Ronaldo, der das Spielfeld immer mit dem rechten Fuß betritt, oder Rafael Nadal, der vor jedem Aufschlag eine regelrechte Zupf-und-Antipp-Choreografie vollführt. Die meisten zahlenmystischen Wiederholungstäter beim Lotto hätten wahrscheinlich größeren Reichtum erlangt, wenn sie das Geld nicht jede Woche in den Lottoschein, sondern ins Sparschwein oder in Aktien gesteckt hätten. Auch eine Gewohnheit. Nur rationaler.

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