Süddeutsche Zeitung

Los Angeles:55 Jahre Haft für betrunkene Autofahrerin

Mit Bier und Wodka berauscht fährt eine Frau mit ihrem Auto einen Fußgänger an. Doch anstatt anzuhalten, fährt sie einfach weiter.

An einem Samstag im November 2012, zwei Tage nach Thanksgiving, fährt Sherri W. über eine Boulevardstraße in der Stadt Torrance nahe Los Angeles. Es ist schon nicht besonders günstig, dass sie angetrunken ist dabei. Ein Pegel von "0,8 Promille oder mehr", wie es ein Gericht später feststellt. Aber sie verursacht auch noch einen Unfall und fährt einen 31-jährigen Fußgänger an.

Spätestens dann wäre es höchste Zeit gewesen, die Trunkenheitsfahrt zu beenden und anzuhalten. Doch Sherri W. fährt einfach weiter, fast drei Kilometer, mit dem Verletzten auf der Windschutzscheibe. Erst dann gelingt es Augenzeugen, das Auto zu umstellen und die Frau zum Anhalten zu zwingen.

Während herbeigeeilte Passanten dem Mann zu Hilfe kommen, raucht die Unfallverursacherin eine Zigarette. Der Fußgänger wird in ein Krankenhaus gebracht, stirbt dort aber wenig später an seinen schweren Verletzungen. Und, als wäre das alles strafrechtlich nicht schon schwerwiegend genug, ist Sherri W. auch noch ausgerechnet Drogentherapeutin von Beruf.

"Äußerst kaltherziges" Verhalten

Zu 55 Jahren Haft hat ein Gericht in Los Angeles sie jetzt verurteilt. Mord mit bedingtem Vorsatz (wörtl. second-degree-murder), Unfall infolge Fahrens unter Alkoholeinfluss, Unfallflucht - das waren die Anklagepunkte, die das Gericht als erwiesen ansah.

"Äußerst kaltherzig" habe sich die Frau verhalten, sagte Richter Henry Hall. Wenn sie direkt nach dem Unfall ausgestiegen wäre und Verantwortung übernommen hätte, wäre ihr eine solch drastische Strafe erspart geblieben, so Hall. Eigentlich sieht das Gesetz in Kalifornien bei Mord mit bedingtem Vorsatz eine Höchststrafe von 45 Jahren vor. Weil W. allerdings wegen zweier Einbruchsdelikte vorbestraft ist, kamen noch 10 Jahre hinzu.

Vor Gericht äußerte die Angeklagte gegenüber den Hinterbliebenen des Opfers ihr Bedauern über die Ereignisse: "Dieser Unfall war eine Tragödie und es tut mir leid, dass ich Ihnen das angetan habe". Die Familie des getöteten 31-Jährigen nahm die Entschuldigung allerdings nicht an. Vielleicht auch deshalb, weil die Frau darauf beharrte, während des Unfalls nicht betrunken gewesen zu sein. Der Verletzte sei "vom Himmel gefallen", so ihre Erklärung.

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Süddeutsche.de/AFP/olkl/mahu
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