Lösegeld noch immer verschwunden:Reemtsma-Entführer Drach kommt frei

Wo sind die Reemtsma-Millionen? Der Entführer hat das Versteck nie verraten. Nach mehr als 15 Jahren hinter Gittern kommt Thomas Drach jetzt frei - und schweigt weiter zum Verbleib des Lösegelds.

Der Reemtsma-Entführer Thomas Drach kommt nach mehr als 15 Jahren aus dem Gefängnis frei. Der 53-Jährige werde im Laufe dieses Monats gegen Auflagen aus der Haft entlassen, hieß es am Donnerstag von der Hamburger Justizbehörde. Den genauen Termin wollte ein Sprecher nicht nennen: "Wir machen das grundsätzlich nie bei Strafgefangenen." Schließlich habe jeder ein Recht auf Resozialisierung.

Drach und seine Komplizen hatten den Zigarettenkonzern-Erben Jan Philipp Reemtsma im Frühjahr 1996 vor seinem Haus in Hamburg-Blankenese überwältigt. Viereinhalb Wochen lang hielten sie ihn angekettet in einem Verlies in der Nähe von Bremen fest. Gegen 15 Millionen Mark und 12,5 Millionen Schweizer Franken war Reemtsma schließlich freigekommen.

Nur ein Bruchteil der Beute ist bisher wieder aufgetaucht. Kurz vor seiner zunächst geplanten Entlassung Mitte 2012 kam Drach wieder vor Gericht - und wieder ging es um das Rekord-Lösegeld. Damals sagte Drach zum Verbleib der Beute: "Das haben sie in den 15 Jahren nicht erfahren - und sie werden es auch heute nicht erfahren." Bis heute schweigt er eisern zum Verbleib des Lösegeldes.

Angst vorm Bruder

Im November 2011 verurteilte das Hamburger Landgericht Drach wegen versuchter Anstiftung zur räuberischen Erpressung zu 15 Monaten Haft. Drach hatte nach Überzeugung der Richter mit zwei Briefen aus der Haft heraus versucht, seine Mutter und einen ehemaligen Zellengenossen zur Erpressung seines jüngeren Bruders zu bringen - weil er Angst hatte, dass sich dieser an den, nach heutigem Umrechnungskurs, etwa 17,5 Millionen Euro Lösegeld vergreift.

Die Staatsanwaltschaft hatte bei dem Prozess Sicherungsverwahrung beantragt, um Drach auch nach Ableistung der Haftstrafe noch für lange Zeit wegzusperren zu können. Weil er aber zu weniger als zwei Jahren Freiheitsstrafe verurteilt wurde, konnte die Sicherungsverwahrung nicht verhängt werden.

Drach gilt nach Angaben der Ermittler als skrupelloser Berufsverbrecher mit sehr guten Kontakten ins kriminelle Milieu. Nach der Entführung von Reemtsma war er untergetaucht, erst 1998 spürten ihn Polizisten in einem Luxushotel in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires auf. Zuvor hatte er offenbar in einer Villa in einem Nobelbadeort in Uruguay gelebt.

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