Lörrach nach dem Blutbad:Trauer und die Frage nach dem Warum

Nach dem Amoklauf trauern die Bewohner von Lörrach um die Opfer. Indes weisen Politiker Forderungen nach einer Verschärfung des Waffenrechts zurück.

In Bildern

13 Bilder

GERMANY-CRIME-SHOOTING

Quelle: AFP

1 / 13

Nach dem Amoklauf bekunden die Einwohner in der knapp 50.000-Einwohner-Stadt Lörrach in Baden-Württemberg ihre Trauer. Eine 41-jährige Rechtsanwältin hatte am Sonntagabend ihren Ex-Mann und den gemeinsamen Sohn getötet, ihre Wohnung in Brand gesetzt und war dann bewaffnet in ein nahegelegenes Krankenhaus gestürmt. Dort tötete sie einen Pfleger, bevor sie von der Polizei erschossen wurde.

GERMANY-CRIME-SHOOTING

Quelle: AFP

2 / 13

Die Ermittler erhoffen sich aus dem Ergebnis der Obduktion der Leichname des Mannes und des fünfjährigen Jungen neue Erkenntnisse zu den Abläufen des Abends. Sie gehen von einer Beziehungstat aus.

In der Nacht zum Dienstag versammelten sich zahlreiche Trauernde in Lörrach vor den Tatorten. Sie zündeten Kerzen an und legten Blumen nieder.

Amoklauf in Lörrach - Trauer

Quelle: dpa

3 / 13

Unter den Trauernden waren viele Jugendliche. Sie hatten sich über das Internet verabredet und die öffentliche Trauer organisiert.

Amoklauf in Lörrach - Trauer

Quelle: dpa

4 / 13

Patienten, Angehörige und Mitarbeiter des St.-Elisabethen-Krankenhauses werden nach dem Amoklauf von Seelsorgern und Psychologen betreut. Der Gesprächsbedarf sei nach den tödlichen Schüssen in der Klinik groß, sagte Klinik-Geschäftsführer Helmut Schillinger. Voraussichtlich am Mittwoch werde die Klinik wieder ihren Operationsbetrieb aufnehmen. Als die Schüsse fielen, hielten sich in der gesamten Klinik den Angaben zufolge 180 Patienten auf, 13 davon in der gynäkologischen Abteilung.

Nach einem Zeitungsbericht hatte eine in dem Krankenhaus tätige Ordensschwester als Erste die Rettungskräfte alarmiert und sich nur durch einen Sprung unter einen Tisch selbst vor den Schüssen retten können.

Amoklauf in Lörrach - Kondolenzbuch

Quelle: dpa

5 / 13

In der Christuskirche in Lörrach liegt ein Kondolenzbuch der Stadt aus. Für die kommenden Tage sind zudem Gedenkgottesdienste geplant.

Amoklauf in Lörrach - Wohnung der Täterin - Blume

Quelle: dpa

6 / 13

Die Stadt Lörrach rief inzwischen zu Spenden für die Familie des von der Amokläuferin getöteten Pflegers und der durch die Hausexplosion obdachlos gewordenen Menschen auf. Aus dem brennenden Haus rettete die Feuerwehr sechs Erwachsene sowie ein Kind.

Amoklauf in Loerrach

Quelle: dapd

7 / 13

Sabine R. betrieb ihre Rechtsanwaltskanzlei in ihrer eigenen Wohnung. In dem Haus fielen nach Augenzeugenberichten Schüsse und dann gab es eine Explosion. Die 41-Jährige hatte beim Verlassen der Wohnung ein Feuer gelegt.

Derzeit untersuchen Kampfmittelexperten aus Stuttgart den Brandbeschleuniger. Noch gebe es keine Anhaltspunkte, dass in den gefundenen Kanistern etwas anderes als Nitroverdünner enthalten sei, sagte ein Polizeisprecher. Dieser sei in jedem Baumarkt erhältlich.

-

Quelle: AP

8 / 13

In der Klinik, in der sie einen Pfleger erschoss, hatte die Täterin vor sechs Jahren eine Fehlgeburt.

-

Quelle: AP

9 / 13

Auf ihrem Weg zum Krankenhaus verletzte Sabine R. zwei Passanten. Einer von ihnen, ein 69-Jähriger, erlitt einen Streifschuss am Kopf. Der zweite Passant erlitt einen Rückendurchschuss. In der Klinik schoss die Frau einem Polizisten ins Knie, der dem Pfleger zu Hilfe kommen wollte. Inzwischen sind alle Verletzten außer Lebensgefahr.

Amoklauf in Lörrach - Waffe

Quelle: dpa

10 / 13

Ein Polizist zeigt bei einer Pressekonferenz das Bild einer Walther-GSP-Sportpistole. Die Täterin trug eine derartige Waffe bei dem Amoklauf bei sich.

Der Amoklauf hat eine Diskussion um ein strengeres Waffengesetz ausgelöst. Der Vorsitzende des Innenausschusses im Bundestag, Wolfgang Bosbach (CDU), lehnt ein Verbot von Schusswaffen in Privatwohnungen als "kontraproduktiv" ab.

Zuvor hatte sich bereits Baden-Württembergs Innenminister Heribert Rech (CDU) ebenfalls gegen eine Gesetzesverschärfung ausgesprochen. Das Waffenrecht sei erst nach dem Amoklauf von Winnenden im vergangenen Jahr verschärft worden. "Man kann solche Amoktaten nicht gänzlich ausschließen, ganz gleich inwieweit wir das Waffenrecht nochmals verschärfen", sagte der Minister.

Waffenschrank mit Sportwaffen

Quelle: Archivbild: dpa

11 / 13

Die Hinterbliebenen der Bluttat von Winnenden geht die Verschärfung des Waffenrechts indes noch nicht weit genug. "Man muss die Waffen aus den Privathaushalten verbannen", sagte Hardy Schober, Mitbegründer des Aktionsbündnisses Amoklauf Winnenden, am Rande des Stuttgarter Prozesses gegen den Vater des Amokläufers von Winnenden. Schober hatte damals seine Tochter verloren.

"Die Amokläuferin in Lörrach war eine Sportschützin und war aus dem Schützenverein ausgetreten. Warum musste sie die Waffen nicht abgeben? Zumal sie psychisch labil war."

Nichts spreche dagegen "Waffen zentral und gut gesichert aufzubewahren." Die Staatsanwaltschaft hatte zuvor erklärt, dass die Täterin in den 90er Jahren Mitglied in einem Schützenverein im nordbadischen Mosbach war. Dort sei sie aber nicht mehr Mitglied. Sie hatte zum Tatzeitpunkt Besitzkarten für vier Waffen.

Amoklauf in Lörrach - Krankenhaus

Quelle: dpa

12 / 13

Die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) warnte derweil, die Polizei sei auf Einsätze bei Amokläufen nicht gut vorbereitet. "Bei Amokläufen müssen die eintreffenden Streifenpolizisten den Täter schnell stoppen, die Beamten sind darauf aber in der Regel völlig unzureichend vorbereitet", sagte  DPolG-Chef Rainer Wendt in einem Interview. In Lörrach sei das gutgegangen. "Ich möchte aber nicht den Tag erleben, an dem dieses Glücksspiel schiefgeht", warnte Wendt.

Amoklauf in Lörrach - Kreidekreise

Quelle: dpa

13 / 13

Der Deutsche Schützenbund wehrte sich indes gegen den Vorwurf, zu leichtfertig mit Waffen unzugehen. "Natürlich werden jetzt Generalverdächtigungen über die ganzen Schützen ausgebreitet", sagte der Verbandssprecher Birger Tiemann. Aber die Schützenvereine seien an strenge gesetzliche Vorgaben gebunden. Schwarze Schafe könnten zwar nicht ausgeschlossen werden. Es gebe jedoch bereits "ganz strenge Richtlinien" als Voraussetzung für einen legalen Waffenbesitz. 

Der Deutsche Schützenbund e.V. (DSB) ist nach eigenen Angaben der viertgrößte deutsche Spitzensportverband. Nahezu 1,5 Millionen Schützen sind Mitglieder in rund 15.000 Vereinen.

© sueddeutsche.de/kat/lala/bön
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: