Literarischer Marktplatz:Die Zeitschrift Gecko

Literarischer Marktplatz: Gecko Kinderzeitschrift Band 61. Ratje, Elbel Verlag, Die Bilderbuch-Zeitschrift Taschenbuch München 2017. 68 Seiten, 6,80 Euro (1. September).

Gecko Kinderzeitschrift Band 61. Ratje, Elbel Verlag, Die Bilderbuch-Zeitschrift Taschenbuch München 2017. 68 Seiten, 6,80 Euro (1. September).

Die Art der illustrierten, kurzen Geschichte ist eine Spezialität dieser Zeitschrift für Kinder. Jede Ausgabe hat drei Erzählungen und verschiedene Rubriken, von der Bastelanleitung bis zu kreativen Wortspielereien.

Von Yvonne Poppek

Ab sofort gibt es Käsebrot. Oma hat nämlich keine Lust mehr, ständig Marmelade für Pausenbrote einzukochen, damit der Wolf sie den Kindern aus der Schultasche klaut. Allerdings will der Wolf dann lieber wieder Kinder fressen. Ein Dilemma. Oder auch nicht. Denn Nicole Röndigs zieht in ihrer Geschichte "Der Marmeladenwolf" noch zwei Schleifen und führt alles zu einem friedlichen, überraschenden Ende. Und das auf nur elf Seiten, skurril illustriert von Till Charlier. Kurzum: "Der Marmeladenwolf" ist ein wildes Fünf-Minuten-Bilderbuchabenteuer für Kinder.

Diese Art der illustrierten, kurzen Geschichte ist eine Spezialität der Zeitschrift Gecko . Sechs Mal im Jahr erscheint diese mit jeweils drei illustrierten Geschichten und verschiedenen anderen Rubriken - von der Bastelanleitung bis zu kreativen Wortspielereien. Die Publikation ist werbefrei gehalten und nennt sich "Bilderbuchzeitschrift". Sie richtet sich an Kinder, die sich noch gerne vorlesen lassen oder gerade erste eigene Leseversuche unternehmen. Und die, betrachtet man den deutschen Zeitschriftenmarkt, im Prinzip keine Auswahl haben, was diese Art der Lektüre betrifft.

Diese Tatsache hat die Macherinnen vor nun zehn Jahren motiviert, die erste Ausgabe von Gecko herauszubringen. Die Idee stammt von Muriel Rathje, die sich von französischen Kinderzeitschriften inspirieren ließ. Kinder jeder Altersgruppe hätten in Frankreich eine große Auswahl, sagt sie. "Da habe ich mich gewundert, dass es das hier nicht gibt." In der Grafikerin Anke Elbel fand sie eine Partnerin. Auch die sah das Potenzial einer solchen Bilderbuchzeitschrift. Blauäugigkeit und "der Wunsch, das für die eigenen Kinder haben zu wollen," ließen sie dieses Projekt in München starten, mit 2000 Exemplaren, im September und Oktober 2007.

Anfangs, so erzählen die Herausgeberinnen, hätten sie noch Autoren und Illustratoren suchen müssen. Mittlerweile erhielten sie ausreichend Zuschriften und Anfragen. Sie können aktuell auf Beiträge von knapp 140 Autoren und Illustratoren zurückblicken, darunter Nele Palmtag, Ulf K., Christine Knödler, Lotte Kinskofer, Rudolf Herfurtner, Ingo Siegner, Martin Baltscheit. Gecko wird als Experimentierfeld genutzt, als Versuchslabor mit Renommée. 13 Bücher seien bereits mit den Inhalten von Gecko erschienen, sagt Rathje. Die Auflage der Zeitschrift selbst liegt derzeit bei 6000 Exemplaren, wobei 5000 an Abos gebunden sind und der Rest weitgehend in Buchhandlungen verkauft wird.

Eine werbefreie Zeitschrift über zehn Jahre am Leben zu erhalten, sei nicht immer einfach gewesen, sagt Elbel. Doch sie sind überzeugt: "Das muss es einfach geben." Diese Überzeugung und auch die Hingabe der Macherinnen ist Gecko anzumerken. Die Zeitschrift im fast quadratischen Format ist auf griffiges Papier gedruckt, das bunte Coverbild ist eine Illustration aus dem Heft. Jedes Mal ist es anders, mal eher niedlich, dann schrill. Derart abwechslungsreich gestalten sich auch die Geschichten und Bilder innerhalb der Hefte oder die Rubriken wie "Wortsport", "Das ausgelassene ABC", das Suchbild "Familie Fluse" oder Christiane Reikows originelle Bastelanleitungen "Sachen machen". So kann man nahezu sicher sein, dass für jeden Kindergeschmack etwas dabei ist. Sozusagen vom Käse bis zur Marmelade.

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