Sie werde vor einem Volkstribunal landen, hatte er ihr geschrieben, dann sei es „vorbei mit der Freiheit“. Haben Sätze wie dieser dazu beigetragen, dass die Ärztin Lisa-Maria Kellermayr sich im Sommer 2022 das Leben nahm? Ein Gericht im österreichischen Wels muss diese Frage klären, dort wird gerade einem 61-jährigen Starnberger der Prozess gemacht. Vorwurf: gefährliche Drohung mit Todesfolge. Der Mann soll Kellermayr während der Pandemie Hassbotschaften geschickt haben, weil die Ärztin sich auf sozialen Medien vehement für die Corona-Impfung aussprach. Laut Suizidforscher Thomas Niederkrotenthaler ist es extrem schwer, die genauen Ursachen für einen Suizid zu ergründen.
Suizide:„Wenn man den Eindruck hat, jemand könnte an Suizid denken, sollte man immer danach fragen“
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Der Fall der Ärztin Lisa-Maria Kellermayr wirft die Frage auf: Kann der Absender von Hassbotschaften zur Verantwortung gezogen werden, wenn sein Adressat sich das Leben nimmt? Ein Suizidforscher erklärt, warum die Justiz sich damit schwertut – und was das richtige Vorgehen ist, wenn jemand gefährdet wirkt.
Interview von Moritz Geier

Prozess gegen Impfgegner:Wer ist schuld am Suizid von Dr. Kellermayr?
Die Ärztin Lisa-Maria Kellermayr nahm sich nach Anfeindungen während der Corona-Zeit das Leben. Ein 61-jähriger Mann aus Starnberg steht nun vor Gericht, weil er die Ärztin in Hassmails bedroht haben soll.
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