Limburger Bischofsresidenz:Tebartz-van Elst verteidigt 31-Millionen-Bau

Die Rufe nach dem Rücktritt von Franz-Peter Tebartz-van Elst werden immer zahlreicher, nun tritt der Limburger Bischof die Flucht nach vorne an. Der Geistliche hält in einem Interview die horrenden Kosten für seine Bischofsresidenz für gerechtfertigt - und beteuert, "keinen pompösen Lebensstil" zu pflegen.

Lange hat Franz-Peter Tebartz-van Elst zu der Affäre um die immensen Kosten seiner Bischofsresidenz geschwiegen. Nun, da die Kritik immer lauter und die Rücktrittsforderungen immer zahlreicher werden, meldet sich der Bischof von Limburg zu Wort - mit einem Interview in der Bild-Zeitung.

Der Kleriker verteidigt die Baukosten für das bischöfliche Diözesanzentrum in Höhe von 31 Millionen Euro. "Bei der Zahl erschrickt man, das verstehe ich. Aber dahinter stehen zehn einzelne Bauprojekte. Man muss viele Details kennen, etwa die Auflagen des Denkmalschutzes". Man habe ein Diözesanes Zentrum auf "nachhaltige Weise gebaut, so dass es auch noch kommenden Generationen zur Verfügung stehen wird", erklärte Tebartz-van Elst. Dem Vorwurf, es handle sich um einen "Protzbau" widersprach der Bischof. Jeder könne sich bei einer der monatlichen Führungen durch das Gebäude davon überzeugen, dass dieser Eindruck nicht zutreffe. Der Bischof, der auch wegen einer teuren Flugreise nach Indien in die Kritik geraten ist, beteuerte, ein genügsamer Mensch zu sein. "Wer mich kennt, weiß, dass ich keinen pompösen Lebensstil brauche."

"...bevor man den Stab über mich bricht"

Tebartz-van Elst sagte, er wolle die Verantwortung nicht auf andere schieben. "Als Bischof trage auch ich die Verantwortung." Gleichzeitig betonte der Bischof die Rolle des Vermögensverwaltungsrats des Bistums: Dieser begleite seit der Inkraftsetzung der Satzung des Bischöflichen Stuhls im Frühjahr 2011 das Bauprojekt auf dem Limburger Domberg. Laut Satzung würden alle Beschlüsse des Vermögensverwaltungsrates erst durch die schriftliche Zustimmung des Bischofs wirksam.

Bischof Tebartz-van Elst

Sieht sich massiven Angriffen ausgesetzt: Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst, hier im Dom in Limburg an der Lahn (Hessen) bei einem Gottesdienst

(Foto: dpa)

Der Limburger Oberhirte verwies auf Kardinal Giovanni Lajolo, der im Auftrag von Papst Franziskus die Causa untersucht hat und kündigte an, alle Unterlagen einer Prüfkommission der Bischofskonferenz zu überlassen: "Das Ergebnis dieser Überprüfung sollte man abwarten, bevor man den Stab über mich bricht."

Auf die Frage nach seinem Rücktritt antwortete er ausweichend - und kritisierte die Presse: "Viele Gläubige wissen sehr wohl zu unterscheiden zwischen den Fehlern, die tatsächlich gemacht wurden, und dem, was in den Medien daraus wird". Tebartz-van Elst kündigte an, sich direkt an seine Schäfchen wenden zu wollen: "Am Wochenende will ich mich in einem Brief an die Gläubigen des Bistums wenden und manches klarstellen."

"Entweder ein raffinierter Betrüger oder krank"

Zuvor war die Kritik immer massiver geworden. Die Baukosten für den neuen Limburger Bischofssitz summieren sich nach einer verwaltungsinternen Kostenrechnung derzeit auf etwa 31 Millionen Euro - bei Baubeginn 2010 lagen die veranschlagten Kosten bei 5,5 Millionen Euro. Der Vermögens- und Verwaltungsrat warf dem Bischof Täuschung vor, weil der vorgeschriebene Haushaltsplan 2012 und 2013 nicht vorgelegt worden sei.

Der Bischof habe die Steigerungen zum Teil selbst verursacht, sagte der Sprecher des Vermögensverwaltungsrates, Jochen Riebel, am Mittwoch in mehreren Interviews. "Ich kann es mir nur so erklären, dass der Bischof von Limburg entweder ein raffinierter Betrüger oder krank ist", sagte Riebel, der frühere Leiter der hessischen Staatskanzlei, der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

Der 53-jährige Bischof ist auch wegen seines autoritären Führungsstils umstritten. Die Kostensteigerung trägt ihm neue Rücktrittsforderungen ein - auch vom Priesterrat seiner Diözese, der das Vertrauen zerstört sieht.

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