Lieblinge des Monats:Keine falsche Bescheidenheit

Wer unser Liebling des Monats werden will, muss sich hervortun: durch Großzügigkeit, überraschende Bescheidenheit oder maßlose Penetranz. Die September-Kandidaten.

Mirja Kuckuk

Die Bescheidene

Pamela Anderson; Reuters

Pamela Anderson - von ihrer Familie in der Intelligenz übergangen?

(Foto: Foto: Reuters)

Pamela Anderson gibt sich normalerweise weniger zurückhaltend. Zumindest mit ihren physischen Vorzügen drängt sie sich unweigerlich in den Vordergrund. Bislang hätte man der Frau mit dem perfekten Körper für rote Badeanzüge Angeberei vorwerfen können.

Doch nun ändert Pamela scheinbar ihre Strategie und lenkt Blicke und Kommentare von ihrem augenscheinlich größten Potential auf ihre inneren Werte. Als da wäre: Bescheidenheit.

So gesteht sich die Blondine ganz überraschenderweise keine besonders hohe geistige Größe ein. "Ich bin in meiner Familie von Intelligenz übergangen worden. Dafür sind aber meine Kinder recht helle", sagte die Schauspielerin dieser Tage in einem Interview. Auch will sie plötzlich von ihren Reizen nichts mehr wissen. Den Erfolg bei Männern schreibt die 41-Jährige dem Duft von Sandelholz zu, mit dessen Öl sie sich regelmäßig salbt. Betörend.

Pamela scheint ihren PR-Berater gewechselt zu haben. Wie intelligent dieser Zug von ihr war, wird sich zeigen. Notfalls kann sie ihre Selbstvermarktungsstrategie wieder ändern, die Körbchengröße bleibt ja bestehen.

Die neue Bescheidenheit mutet zwar auf den ersten Blick etwas naiv an, ist aber ein durchaus sympathischer Zug.

Auf der nächsten Seite: Der großzügige Liebling.

Keine falsche Bescheidenheit

Die Großzügige

Oprah Winfrey; AP

Oprah Winfrey kommt selten mit leeren Händen.

(Foto: Foto: AP)

Oprah Winfrey kleckert nicht, sie klotzt - und zwar an der richtigen Stelle. Die Talkmasterin führt seit Jahren sämtliche Hitlisten an. Die Milliardärin gehört zu den bestverdienenden Frauen, sie ist das Gesicht des amerikanischen Fernsehens - und verleiht ihrem Erfolg und Einfluss eine sinnvolle Bestimmung: Sie tut Gutes.

Bereits 1987 gründete die Unternehmerin zwei Stiftungen, die sich weltweit für die Rechte von Frauen und misshandelten Kindern einsetzen. Auf eine von ihr lancierte nationale Kampagne hin unterzeichnete Bill Clinton das sogenannte Oprah's Bill. Mit dem Gesetz zum Nationalen Schutz von Kindern entstand eine Datenbank, die Kinderschänder erfasst.

Seit September steht Winfrey an der Spitze eines weiteren Rankings: Sie ist die Spendabelste aller Prominenten. 50 Millionen Dollar hat die 54-Jährige im vergangenen Jahr gestiftet - da kommen selbst Brangelina nicht mit.

Winfreys Dollar flossen in ihre humanitären Organisationen, der "Oprah Winfrey Foundation" und "Oprah's Angel Network" - eben jene zum Schutz von Frauen und Kindern.

Oprah Winfrey lebt also weiterhin ihre persönlichen Superlative und zeigt dabei - zum Glück - keine falsche Bescheidenheit.

Auf der nächsten Seite: Heidi Klum, die Penetrante.

Keine falsche Bescheidenheit

Heidi Klum; ddp

Heidi Klum zeigte schauspielerische "Größe" bei den Emmy Awards.

(Foto: Foto: ddp)

Die Penetrante

Durch weniger Sinnvolles tut sich Heidi Klum hervor: Sie ist irgendwie immer da - blond, langbeinig, lächelnd. Das Ex-Topmodel taucht überall dort auf, wo Kameras sind, und wird für das Zurschaustellen ihrer mit 2,2 Millionen Euro versicherten Beine beklatscht. Wo man hinsieht: Heidi. Dabei ist sie laut ihrer Homepage lediglich in Los Angeles, Bergisch Gladbach und New York zu Hause.

Dennoch: Pro-Sieben-Zuschauer kommen um ihr Dauer-Model-Casting nicht herum. Selbst Birkenstockträgern kann es passieren, dass unter der Sohle "styled by Heidi Klum" steht. Ebenso müssen Rosen- und Dessousliebhaber aufs Label achten, wenn sie nicht in verklumten Gewässern fischen wollen.

Und nun kamen im September selbst die Emmy-Awards nicht ohne Klum-Faktor aus: Die Moderatorin wurde tatsächlich für ihre Auftritte als gestrenge Karrieremacherin in "Germany's Next Topmodel" gekürt. Sie darf sich jetzt "Beste Moderatorin einer Reality-Show" nennen.

Bei ihrem Auftritt kannte sie mal wieder keine Schmerzgrenze - und ließ sich von alternden Schauspielern die Hosen runterreißen. Zum Vorschein kamen natürlich die hochversicherten Beine in heißen kurzen Hosen. Welch schauspielerisches Talent.

Bei so viel Schlichtheit und medialer Omnipräsenz können wir nicht anders und küren Frau Klum - voll anerkennder Verblüffung - zu unserem Liebling in der Kategorie "Penetranz".

Weiter zum Meister der Selbstironie.

Keine falsche Bescheidenheit

Ben Stiller; AP

Ben Stiller schüttelt den Kopf über sich selbst.

(Foto: Foto: AP)

Der Selbstironische

Ben Stiller traut sich was: Er nimmt den gesamten Hollywood-Verein auf die Schippe. In seinem Drehbuch- und Regiedebüt "Tropic Thunder" lässt er Gutmenschen à la Brangelina auftreten, die das x-te Kind adoptiert haben, und größenwahnsinnige Produzenten.

Die Seitenhiebe gegen die eigene Zunft kann sich der Schauspieler leisten, weil er in seiner Antikriegsfilm- und Hollywood-Persiflage das gesamte Kommando übernommen hat: Er ist Autor, Akteur, Regisseur und Produzent in Personalunion.

Damit sichert sich Stiller gegen die weichspülende Mainstreamzensur ab. "Wenn man seine Ideen verwirklichen will, muss man damit rechnen, ein kleineres Publikum zu erreichen", sagte Stiller im SZ-Interview. Seine Anliegen - zu zeigen, dass sich die versammelte Hollywoodgemeinde viel zu ernst nimmt - ist ihm das wert.

Der Sohn zweier Komiker war bislang vor allem in politisch korrekten Komödien vertreten. Er gab den Tolpatsch in den Liebeskomödien "Meine Braut, ihr Vater und ich" und "Meine Frau, ihre Schwiegereltern und ich" oder den Deppen in "Dodgeball" mit Owen Wilson. Das hat ihm so viel Geld eingebracht, das er es laut Forbes unter die bestverdienenden Schauspieler geschafft hat.

Das Geld setzt er nun ambitioniert ein: "Es darf keine weitere Instanz zwischen Machern und Publikum geben", sagt der 42-Jährige. Ein emanzipierter Ansatz inmitten der Hollywood-Industrie, der hoffentlich durch hohe Zuschauerzahlen belohnt wird.

Auf der nächsten Seite: Ein Abschied.

Keine falsche Bescheidenheit

Oliver Kahn; Getty Images

Oliver Kahn will fortan nur noch Kellerwände anschreien.

(Foto: Foto: Getty Images)

Der Zitategeber

Oli Kahn steht endgültig nicht mehr im Tor. Im September gab er ein letztes Mal den Bayern-Keeper, jetzt hat er sich einen neuen Kasten gesucht: Kahn bleibt seinen Fans als Fernsehmoderator an der Seite von Johannes B. Kerner erhalten.

Und in dieser Rolle dürfen wir weitere Glanzleistungen vom ehemaligem Nationaltorwart und FC-Bayern-Star erwarten. Denn Oli Kahn war stets für tolle Zitate zu haben: "Das einzige Tier bin ich" oder "Die Holländer sind vorne vom Feinsten bestückt" - derlei sprachliche Sahnestücke stammen von ihm.

Brüllen wie ein Tier - ein jeder kennt Kahn in seinem Torkäfig - will er vor laufender Kamera aber nicht mehr. Nach eigener Aussage habe er sich auf dem Platz ausgebrüllt. Und wenn ihm hin und wieder doch nach Luftablassen zumute ist, dann schreie er lieber die Wand in seinem Fitness-Keller an.

Und weil's so schön war, hier nochmal zum Abschied die gesammelten Zitate - wir freuen uns auf die Kommenden!

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