Kolumne „Bester Dinge“:Liebe im Sturm statt im Whirlpool

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Ashley Stevens und Davie Woodley-Kingston haben aus einer Notlage einen denkwürdigen Moment fürs Leben gemacht. (Foto: IMAGO/IMAGO/Jam Press)

Wer braucht schon ein Flugzeug oder großes Publikum? Der Engländer Davie Woodley-Kingston ließ sich von einem Unwetter nicht seine Zukunftspläne vermiesen und nutzte die kuschelige Zeit auf dem Autodach für die Frage aller Fragen.

Von Alexander Menden

Der Heiratsantrag hat sich in jüngerer Vergangenheit zu einer immer teurer werdenden Wettbewerbssportart entwickelt. Was sich früher in einem auf Knien vorgebrachten Schwur langfristiger Zuneigung nebst Ringübergabe erschöpfte, ist mittlerweile aufwendiger geworden als so manche Hochzeit. Die einen organisieren einen Flashmob im Möbelhaus, der im Chor um die Hand des Partners anhält, die anderen lassen ein Flugzeug mit Banner („Bitte Mausi mach mich glücklich!“) über ein voll besetztes Fußballstadion fliegen. Ein amerikanischer Tattoo-Künstler ging vor ein paar Jahren so weit, sich von einem Kollegen einen Antrag auf den Unterschenkel tätowieren zu lassen, samt „Ja“- und „Nein“-Kästchen zum Ankreuzen. Sein Glück, dass die Angebetete das erste wählte.

Doch so romantisch (wahlweise auch: bescheuert) man derartig dramatisch inszenierte Gesten auch finden mag, nichts reicht zum Zwecke der Verlobung an außergewöhnliche Situationen heran, die man nicht selbst herbeigeführt hat, aber als Gelegenheit zu nutzen weiß. Als ein solcher Katalysator erwies sich Anfang der Woche das Sturmtief Bert, das über Großbritannien wütete.

Ashley Stevens und Davie Woodley-Kingston verbrachten gerade einen Kurzurlaub in der englischen Grafschaft Somerset. Auf dem Weg zum Dinner in einer Hühnerbraterei blieb das Paar auf einer überfluteten Straße stecken und alarmierte die Feuerwehr. Doch das Wasser stieg, und beide retteten sich aufs Autodach. „Ich kuschelte mich an sie, um sie zu wärmen, sah ihr in die Augen und sagte ihr, dass ich sie liebe und so glücklich sei wie noch nie“, berichtete Woodley-Kingston in einem BBC-Interview. Eigentlich hatte er geplant, mit seinem Antrag aufs abendliche Bad im Whirlpool zu warten. Doch nun empfand er die gemeinsame Zeit auf dem Autodach als weitaus „denkwürdigeren Moment“: „Ich fragte: Ashley, willst du mich heiraten? Und sie sagte: Ja, unbedingt.“

Wenig später traf die Feuerwehr ein und brachte das Paar in Sicherheit. Der Whirlpool wartete. Und wie sich herausstellte, funktionierte sogar das Auto noch.

Amor, dein stürmischster Bruder heißt jetzt Bert.

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