Bis heute hat man diesen Satz des Vaters im Ohr: Vielleicht kann man das später noch einmal gebrauchen! Meist wedelte er dabei mit einem Fitzelchen Holz, das bei irgendeiner Schreinertätigkeit übrig geblieben war, manchmal hielt er nur eine seltsame Schraube in der Hand, keine Ahnung, wo er die wieder herhatte. Alles wurde in den sogenannten Werkzeugkeller geschleppt, in dem sehr wenig Werkzeug, dafür umso mehr Krimskrams herumlag. Wir belächelten diese Sammelwut, denn wir waren keine Kriegskinder: Etwas ist kaputt? Nutzlos? Kann weg!
Mit dieser Haltung ist etwas Grundsätzliches verloren gegangen: die Fähigkeit, aus scheinbar Unbrauchbarem, Beschädigtem etwas funktionierendes Neues zu bauen. Eine Lösung zu finden, ohne vorher den Weg dahin zu kennen, und dabei vielleicht mit ein bisschen Glück und Durchhaltevermögen sogar Erstaunliches entstehen zu lassen. So wie es Muhamad Sabsabi, Libanese, 25 Jahre alt, geschafft hat.
Sabsabi lebt in einem schwer gebeutelten Land, Finanzkrise, Flüchtlingskrise, sein Studium der französischen Literatur musste er abbrechen, ihm fehlt das Geld für die Gebühren. Stromausfälle gehören zum Alltag. Aber dafür weht in Akkar, wo er wohnt, recht regelmäßig der Wind. Ein eigenes kleines Windkraftwerk, wäre das nicht schön? Sabsabi las also Bücher, studierte Fachartikel, schaute nerdige Youtube-Videos und baute sich aus alten Fässern und anderem weggeworfenen Material eine eigene Windturbine. Die dreht sich nun auf dem Hausdach und versorgt seine Familie und ein paar Nachbarn mit Strom. Und noch dazu sieht sie mit ihren blau-weißen Flächen ein wenig wie ein fröhliches Kinderkarussell aus.
Vorherige Folgen der Kolumne lesen Sie hier . Weitere gute Nachrichten finden Sie hier .