Drei Tage nach der schweren Explosion in einem Chemiepark in Leverkusen geben die Behörden eine vorsichtige Entwarnung. Untersuchungen von Rußpartikeln, die über nahe Stadtteile geregnet waren, sind offenbar nur gering mit Schadstoffen belastet. So hat das Landesumweltamt Nordrhein-Westfalen (Lanuv) zumindest in ersten Messungen keine Rückstände von Dioxin gefunden. Auch die Werte für die Chemikaliengruppen PCB und PAK seien im unbedenklichen Bereich. "Alle Messwerte liegen unter den Grenzwerten", sagte Ulrich Quaß vom Lanuv. Derlei Verbindungen gelten, je nach Konzentration, als besonders gefährlich für Umwelt und Gesundheit. "Somit ist das eigentlich eine gute Nachricht", so Quaß.
Dennoch raten die Behörden den Anwohnern betroffener Stadtteile, einstweilen vorsichtig zu bleiben. Die Menschen sollten beispielsweise kein Obst und Gemüse aus dem Garten essen, entsprechenden Ruß nicht anfassen und Spielplätze meiden. "Uns ist klar, dass viele auch verängstigt sind", sagte die Leiterin des städtischen Krisenstabs, Andrea Deppe. "Haltet noch ein bisschen durch." Es handele sich um "eine wirkliche Vorsichtsmaßnahme", betonte Angelika Notthoff vom Lanuv.
Die Behörden erfahren seit Donnerstagabend, was genau in den Tanklagern brannte
Hintergrund der Empfehlung ist, dass das Lanuv Proben nun in einer zusätzlichen Untersuchung auf weitere Stoffe untersuchen will. Die Betreiberfirma Currenta hat den Behörden von Donnerstagabend an eine Übersicht zur Verfügung gestellt, welche Chemikalien in den betroffenen Tanklagern genau brannten.
Nach der Explosion in der Müllverbrennungsanlage des Chemieparks waren am Dienstag drei Lager mit chlorierten Lösemitteln in Brand geraten. Danach ging von der Stadtluft nach Angaben der Feuerwehr zwar keine Gefahr aus. Allerdings meldete die Stadt, dass in mehrere Stadtteile "cent- bis eurogroße Partikel" mit einer "öligen Konsistenz" geregnet sind. Das Lanuv hat nach eigenem Bekunden zunächst zwei repräsentative Mischproben auf Giftstoffe untersucht.
Infolge des Unglücks sind mindestens fünf Personen gestorben. Zwei Beschäftigte galten zuletzt noch als vermisst; die Firma Currenta hofft freilich nicht mehr, sie noch lebend zu finden. Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln seit Donnerstag auch am Unglücksort gegen Unbekannt - wegen eines Anfangsverdachts der fahrlässigen Tötung sowie des fahrlässigen Herbeiführens einer Explosion. In dem Chemiepark sind neben dem Konzern Bayer Dutzende weitere Betriebe ansässig. Die frühere Bayer-Tochterfirma Currenta ist zentral beispielsweise dafür zuständig, Chemieabfälle zu entsorgen.