Legionärskrankheit:Zwei Todesfälle in Frankfurter Klinikum

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In einem Krankenhaus in Frankfurt an der Oder sind mindestens zwei Menschen an der seltenen Lungenentzündung gestorben. Nach einer anonymen Anzeige ermittelt die Staatsanwaltschaft in insgesamt sechs Todesfällen gegen die Klinik.

Nach dem Ausbruch der gefährlichen Legionärskrankheit mit mehreren Toten im Klinikum Frankfurt an der Oder ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen fahrlässiger Tötung und fahrlässiger Körperverletzung gegen die Krankenhausleitung.

Die Untersuchungen seien Mitte Juli auf Grund einer anonymen Anzeige eingeleitet worden, sagte ein Justizsprecher. Nach offiziellen Angaben sind bisher zwei Rentnerinnen an der seltenen Lungenentzündung gestorben. Drei weitere Patienten sind infiziert und werden derzeit behandelt, wie ein Sprecher der Stadt mitteilte.

Verbreitung offenbar über das Warmwassersystem

Die Krankheitserreger haben sich offenbar über das Warmwassersystem des erst vor wenigen Monaten eröffneten Krankenhauses ausgebreitet. Laut Gesundheitsamt hatte die Klinik die Behörde Anfang Juli nach ersten Hinweisen auf die Bakterien informiert.

Daraufhin sei die Warmwasseranlage des 360-Betten-Gebäudes (richtig) desinfiziert, chloriert und Duschköpfe ausgetauscht worden, sagte ein Sprecher. Nach seinen Angaben starben am 5. Und am 9. Juli eine 66-jährige und eine 73-jährige Klinikpatientin an der Krankheit. Drei ebenfalls infizierte Senioren werden derzeit mit Antibiotika behandelt.

Die so genannten Legionellen gelangen mit winzigen Tröpfchen (Aerosolen) kontaminierten Wassers in den menschlichen Organismus, etwa beim Duschen oder durch Verbreitung über Klimaanlagen. Nach Angaben des Berliner Robert-Koch-Institutes vermehren sich die Erreger bei Temperaturen zwischen 20 und 45 Grad besonders stark.

Wird die Erkrankung nicht behandelt, endet sie in 15 bis 20 Prozent aller Fälle tödlich, vor allem bei älteren und geschwächten Patienten. Laut Umweltbundesamt ist die Krankheit jedoch gut behandelbar.

Besonders gefährliche Art

Die in Frankfurt festgestellten Legionellen gehörten Laboruntersuchungen zufolge zu einer besonders gefährlichen Art, wie ein Stadtsprecher erklärte. Bereits Anfang des Jahres habe es in dem Klinikum Probleme mit dem Erreger gegeben.

"Bei einem damals aufgetretenen Todesfall ist aber trotz gründlicher Untersuchung kein Zusammenhang zur Legionärskrankheit festgestellt worden", sagte der Sprecher. Das Umweltbundesamt wies darauf hin, dass befallene Wasseranlagen mit relativ geringem Aufwand saniert werden können. Neben einer chemischen Desinfektion genüge oft eine Erhöhung der Betriebstemperatur, hieß es.

Seit Mitte Juli ermittelt nach Angaben eines Sprechers die örtliche Staatsanwaltschaft gegen die Klinikleitung. Das Verfahren sei nach einer anonymen Anzeige eingeleitet worden, in der sechs Todesfälle von Klinikpatienten der vergangenen Monate mit der Krankheit in Zusammenhang gebracht wurden.

Noch sei allerdings unklar, woran diese tatsächlich gestorben seien, sagte ein Staatsanwalt. Möglicherweise seien sie auch den Krankheiten erlegen, wegen derer sie im Krankenhaus lagen.

Nach Schätzungen des Robert-Koch-Institutes ist in Deutschland pro Jahr mit 6.000 bis 10.000 Fällen der Legionärskrankheit zu rechnen, von denen allerdings nur ein bis fünf Prozent diagnostiziert wird. Meist wird die Erkrankung für eine normale Lungenentzündung gehalten.

Vergangenes Jahr waren mehrere Fälle in Hessen aufgetreten, 2001 wurden deswegen in Berlin mehrere öffentliche Schwimmbäder gesperrt. In Großbritannien und Spanien starben 2002 mehrere Menschen an der Krankheit.

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