Süddeutsche Zeitung

Lebensmittelskandal:EU: Fipronil-Eier in 15 Länder geliefert

  • Nach Erkenntnissen der EU sind Fipronil belastete Eier in 15 Länder geliefert worden, unter anderem erreichten sie auch Hongkong.
  • Bei der Reinigung von Stallungen in den Niederlanden waren Millionen Eier mit dem Insektengift verunreinigt worden.
  • Die EU will Anfang September über den Fall beraten.

Mit dem Insektengift Fipronil belastete Eier sind nach Erkenntnissen der EU in 15 Länder geliefert worden. Die Eier seien bis nach Hongkong exportiert worden, sagte der EU-Sprecher für Handel und Landwirtschaft, Daniel Rosario, am Freitag. Gegen mehrere Produzenten in Belgien und den Niederlanden werde ermittelt. Auch in Frankreich und Deutschland, wohin ebenfalls Eier geliefert wurden, seien Hühnerfarmen geschlossen worden. Bei den übrigen belieferten Ländern handle es sich um Schweden, Großbritannien, Österreich, Irland, Italien, Luxemburg, Polen, Rumänien, Slowenien, Dänemark, die Slowakei und die Schweiz.

In Dänemark waren rund 20 Tonnen belasteter Eier gepellt und gekocht in Kantinen und Cafés gelandet. Die Eier stammten der Behörde für Lebensmittelsicherheit zufolge von einem belgischen Händler, waren aber in den Niederlanden produziert worden. In der Slowakei spürten die Behörden in einem Lagerhaus mehr als 20 Paletten hartgekochter Eier auf, die über Deutschland aus den Niederlanden importiert worden waren. Rumänische Behörden stellten eine Tonne belastetes Flüssig-Eigelb sicher, das aus Deutschland geliefert worden sein soll. Die Ware werde nun verbrannt, hieß es.

Auf Vorschlag Deutschlands hin soll es Anfang September erste politische Gespräche über eine mögliche EU-Reaktion auf den Fipronil-Skandal geben. Darauf einigten sich am Freitag Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) und EU-Gesundheitskommissar Vytenis Andriukaitis, wie ein deutscher Sprecher mitteilte. Die Gespräche sollen am 4. oder 5. September am Rande eines Agrarministertreffens in Estland stattfinden. Teilnehmen sollen die Minister der betroffenen Staaten.

Offenbar rund 10,7 Millionen verseuchter Eier in Deutschland

In Deutschland ist die Zahl der kontaminierten Eier offenbar höher als zunächst angenommen: "Rund 10,7 Millionen möglicherweise mit Fipronil belastete Eier aus den Niederlanden" wurden in die Bundesrepublik geliefert, wie einem Bericht der Rheinischen Post zufolge aus einer kleinen Anfrage der Grünen im Bundestag an das Bundeswirtschaftsministerium hervorgeht. Zuvor hatte Niedersachsens Agrarminister Christian Meyer von zehn Millionen verseuchten Eiern gesprochen.

Die Discounter-Ketten Aldi Nord und Aldi Süd haben unterdessen Eier wieder in ihr Sortiment aufgenommen. Vereinzelt komme es noch zu Lieferengpässen, hieß es. Beide Supermarktriesen hatten nach Bekanntwerden des Lebensmittelskandals Eier vorsorglich aus den Regalen verbannt.

Fipronil wirkt gegen Zecken, Läuse und Flöhe, darf aber nicht in Betrieben eingesetzt werden, deren Erzeugnisse in die menschliche Nahrungskette gelangen. Europaweit sind Millionen Eier aus den Supermärkten zurückgeholt und vernichtet worden, unter anderem in Deutschland. In den Niederlanden wurden am Donnerstag im Zusammenhang mit den Ermittlungen zwei Personen festgenommen. Berichte, dass wegen der Eier jemand erkrankt ist, lagen nicht vor.

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SZ.de/dpa/AFP/Aees/gal/jly
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