Lebensmittel:Was Verbraucher zum Eier-Skandal wissen müssen

Millionen mit dem Insektizid Fipronil belastete Eier sind nach Deutschland gelangt. Immer mehr Bundesländer sind betroffen. Wie kam das Gift in die Eier? Und welche Wirkungen hat es? Antworten auf die wichtigsten Fragen.

In Deutschland sind Millionen Eier aufgetaucht, die möglicherweise mit dem Insektizid Fipronil verseucht sind. Derzeit wird angenommen, dass ein belgischer Hersteller einem gängigen Reinigungsmittel verbotenerweise Fipronil beimengte. Derzeit sind noch 138 Betriebe in den Niederlanden gesperrt. Die möglicherweise belasteten Eier sind in allen Bundesländern in den Handel gelangt. In Bayern sind nach Angaben des Landesinstituts für Lebensmittelsicherheit 268 000 Eier betroffen. Sachsen, Hessen und Schleswig-Holstein warnten davor, Eier bestimmter Chargen zu verzehren. Es laufen bereits Rückrufaktionen. Antworten auf die wichtigsten Fragen zum Eier-Skandal:

Was ist Fipronil?

Fipronil ist ein Gift, das Insekten sehr schnell töten kann. Es wird eingesetzt, um Pflanzen gegen Schädlinge zu schützen oder Haustiere von Parasiten wie Flöhen, Läusen oder Milben zu befreien. Als Pflanzenschutzmittel darf es in Deutschland nur eingeschränkt angewendet werden. In der Tiermedizin ist es lediglich bei solchen Tieren zulässig, die keine Lebensmittel liefern. Es hätte also nie in die Hühnerställe gelangen dürfen.

Welche Wirkungen hat Fipronil?

Giftstoffe werden grundsätzlich nur an Tieren getestet. In Versuchen an Nagetieren und Hunden hatte die Chemikalie toxische Auswirkungen auf das Nervensystem. Sie äußerten sich unter anderem in Zittern, Krämpfen und übergroßer Aktivität. Bei Ratten und Mäusen wurden zudem Leberschädigungen bemerkt. Welche Auswirkungen Fipronil auf Menschen hat, ist nicht mit Sicherheit zu sagen. Bei Personen, die das Insektizid versehentlich zu sich nahmen, wurden Übelkeit, Erbrechen, Schwitzen, Kopfschmerzen, Schwindel und Krämpfe dokumentiert. Die Symptome ebbten in aller Regel von allein wieder ab.

Gibt es Grenzwerte?

Die Grenzwerte wurden ermittelt, indem die für Ratten schädliche Dosis auf den Menschen hochgerechnet wurde. Dieser Wert wurde zur Sicherheit noch durch 100 geteilt. Die Rechnung ergab, dass der Mensch pro Kilogramm Körpergewicht 0,009 Milligramm Fipronil aufnehmen kann, ohne dass ihm erkennbare akute Gesundheitsgefahren drohen. Bei Kindern könne dieser Grenzwert unter Umständen schon überschritten werden, wenn sie belastete Eier oder daraus hergestellte Lebensmittel in durschschnittlichen Mengen verzehren, schreibt das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). Ein Beispiel: Ein Kind mit einem Gewicht von 16 Kilogramm erreicht den Grenzwert mit 1,7 maximal belasteten Eiern. "Das bedeutet nicht zwangsläufig eine konkrete Gesundheitsgefährdung", schreibt das Institut. Es zeige aber, dass ein gesundheitliches Risiko möglich sei. Bei Erwachsenen geht das BfR davon aus, dass der Grenzwert nicht so leicht überschritten wird. Ein 65 Kilogramm schwerer Mensch müsste schon mehr als sieben Eier am Tag verzehren, um über den kritischen Wert zu gelangen.

Wie kam das Gift in die Eier?

Als Ursache gilt das Desinfektionsmittel Dega-16, mit dem Blutläuse bei Geflügel bekämpft werden. Derzeit wird angenommen, dass ein belgischer Hersteller einem gängigen Reinigungsmittel verbotenerweise Fipronil beimengte und die Mischung an Betriebe in Belgien, den Niederlanden und Deutschland verkaufte.

Wie viele deutsche Betriebe sind betroffen?

Insgesamt gibt es in Niedersachsen vier Betriebe, in denen sich der Verdacht auf unzulässige Fipronil-Werte bestätigt hat. In der Grafschaft Bentheim sind drei Höfe mit insgesamt etwa 100 000 Legehennen gesperrt worden. Die Eier dürfen nicht mehr verkauft werden. Sie müssen vermutlich entsorgt werden. Damit sind auch erstmals Eier mit einer deutschen Printnummer betroffen: Das Ministerium warnt vor Eiern mit der Nummer 2-DE-0358621, 1-DE-0357731, 1-DE-0358001 sowie 0-DE-0360521.

Welche Eier wurden mit Fipronil belastet?

Der Hinweis auf eine Fipronil-Belastung ist die aufgestempelte Nummer. Neben der oben erwähnten Printnummer sind aktuell nach Angaben des Bundesamts für Lebensmittelsicherheit Eier mit den folgenden Nummern betroffen:

  • 1-NL 4128604
  • 1-NL 4286001
  • 0-NL 4392501
  • 0-NL 4385501
  • 2-NL-4015502
  • 0-NL-4310001
  • 1-NL-4167902
  • 1-NL-4385701
  • 1-NL-4339301
  • 1-NL-4339912
  • 2-NL-4385702
  • 1-NL-4331901
  • 2-NL-4332601
  • 2-NL-4332602
  • 1-NL-4359801

Eine Liste mit fortlaufend aktualisierten Nummern gibt es hier. Verbraucher können anhand der aufgestempelten Nummern überprüfen, ob Eier in ihrem Kühlschrank belastet sind. Die zuständigen Ministerien der betroffenen Bundesländer raten dazu, solche Eier zu entsorgen. Das geht ganz regulär über die Restmülltonne. Wer möchte, kann die betroffenen Eier jedoch auch zum Händler zurückbringen und sein Geld zurückfordern. Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit informiert auf www.lebensmittelwarnung.de über aktuelle Warnungen oder Rückrufaktionen.

Wie reagieren die Händler?

Rewe und die Discounttochter Penny haben Eier aus den Niederlanden nach eigenen Angaben vorsorglich aus dem Verkauf genommen. "Sollten Kunden bereits Eier mit der Kennzeichnung NL bei uns gekauft haben, so können sie diese zurückgeben und bekommen den Verkaufspreis erstattet", sagte der Leiter des Qualitätsmanagements, Klaus Mayer, der Bild. Lidl teilte nun ebenfalls mit, die Eier aus den betroffenen Betrieben aus dem Verkauf genommen zu haben. Aldi Nord und Aldi Süd haben vorsorglich sämtliche Eier aus dem Verkauf genommen. Neu gelieferte Eier werden auf das Insektizid getestet, teilte das Unternehmen mit. Die genauen Handelswege und Verkaufsstellen der mit Fipronil belasteten Eier sind derzeit noch nicht bekannt. Der Verband der niederländischen Geflügelzüchter hat den Verkaufsstopp kritisiert. "Alle niederländischen Eier, die nun in den Handel kommen, sind garantiert frei von Fipronil", sagte der Vorsitzende des Verbandes, Eric Hubers.

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