Laura Dekker:Ein fast perfekter Plan

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Die verhinderte Weltumseglerin Laura Dekker muss vor Gericht erscheinen. Weil ihre Flucht aus den Niederlanden in die Karibik für eine 14-Jährige sehr aufwendig organisiert war, wird nun ihr Vater verdächtigt. Ins Heim muss sie trotzdem nicht.

Der Blick des Mädchens ist nach unten gerichtet. Ganz so als würde sie sich schämen. Aber vor wem? Vor ihrem Vater, weil sie am Donnerstag einfach so von zu Hause abgehauen war? Oder ist ihr der Auftritt vor dem Gericht in Utrecht einfach nur unangenehm?

Laura Dekker musste wegen ihrer Flucht in die Karibik gemeinsam mit ihrem Vater in Utrecht vor Gericht erscheinen. Sie soll geflohen sein, weil das Jugendamt ihr die geplante Weltumseglung untersagte und sie in ein Heim einweisen wollte. (Foto: Foto: dpa)

Laura hat ihrem Anwalt Peter de Lange wohl vor dem Termin im Gerichtssaal gesagt, dass sie auf die Karibikinsel Sint Maarten geflohen war, weil sie gegen ihren Willen in ein Heim sollte. Das sagte de Lange am späten Dienstagabend den wartenden Reportern.

Jetzt hat Laura die sicherlich erleichternde Nachricht bekommen: Ins Kinderheim muss sie nicht, obwohl das das Jugendamt gerne gesehen hätte. Auch einer Unterbringung bei ihrer vom Vater geschiedenen deutschen Mutter habe das zuständige Familiengericht in Utrecht nicht zugestimmt, sagte Laura Dekkers Anwalt. Möglicherweise müsse das Mädchen aber für drei Monate zu einer befreundeten Familie ziehen.

De Lange verriet erstmals Einzelheiten des Fluchtweges: Laura sei tatsächlich nicht von einem niederländischen Airport aus auf die Karibikinsel Sint Maarten geflogen, sondern von Paris aus. Dabei habe sie ihren neuseeländischen Pass benutzt. Da Laura während einer Weltreise ihrer Eltern auf einem Segelboot in Neuseeland geboren wurde, hat sie auch die Staatsbürgerschaft dieses Landes. Auf Sint Maarten als "Exilort" sei Laura gekommen, weil dort im Frühjahr eine internationale Segelregatta stattfindet.

Die Ausreißerin war am Sonntag auf der Ferieninsel aufgegriffen worden und in der Nacht zum Dienstag in Begleitung eines Grenzschutzbeamten in die Niederlande geflogen. Der Lebensgefährte ihrer Mutter beschuldigt nun Lauras Vater - die Eltern wurden 2002 geschieden -, dem Mädchen bei der Flucht geholfen zu haben.

Jugendamt stellt Eilantrag

Das Jugendamt stellte am Dienstag einen Eilantrag, Laura nicht mehr bei ihrem Vater wohnen zu lassen. Die Entscheidung darüber wurde durch den Befangenheitsantrag de Langes verzögert. Sie wird nun für den Nachmittag erwartet. Die Nacht auf Mittwoch verbrachte Laura nicht bei ihrem Vater, sondern bei einer befreundeten Familie.

Zuvor war er mit einem Befangenheitsantrag gegen drei Familienrichter gescheitert, die über Lauras künftige Unterbringung entscheiden sollen. Die schulischen Leistungen des Mädchens hätten nachgelassen, weil es im Zusammenhang mit ihrem von den Behörden untersagten Rekordversuch, die Welt als jüngster Mensch allein zu umsegeln, starkem Druck ausgesetzt war, erklärte der Anwalt.

Obendrein habe Laura mehrfach die Schule geschwänzt. Deshalb habe das Jugendamt am Mittwoch der vergangenen Woche gedroht, die 14-Jährige von ihrem Vater wegzuholen. Aus Verzweiflung darüber sei Laura einen Tag später weggelaufen.

© sueddeutsche.de/dpa/abis/woja - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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