Seit 2017 tritt Berufsmusiker Marcel Mainzer, 35, mit seiner Band „Hello Grand“ auf Hochzeiten, Stadtfesten aber auch auf Firmenfeiern und dem Weltwirtschaftsforum in Davos auf. Am Sonntag war er für die Wahlparty der Thüringer CDU gebucht. Seine nicht gerade leichte Aufgabe: eine Partei zum Tanzen zu bringen, die soeben deutlich von der AfD geschlagen wurde.
SZ: Herr Mainzer, Sie klingen heiser.
Marcel Mainzer: Oh ja.
Wie lange ging es gestern?
Bis 0 Uhr. Die Party war gut.
Wirklich? Sie spielen sonst auf Hochzeiten, Firmenfeiern, Stadtfesten. Eher beschwingte Anlässe. Ein härteres Publikum als die CDU nach so einer Wahl haben Sie vermutlich eher selten.
Ein härteres? Wir sind als Band schon länger für die CDU unterwegs. Dort, wo ich herkomme, aus dem Eichsfeld in Thüringen, war es schon immer sehr CDU-lastig. Ich kenne viele CDU-Politiker über viele, viele Jahre. Wenn man auf einer Wellenlänge ist, sich schon lange kennt, kann es nur gut werden.
Und dennoch: Die AfD hat klar gewonnen. Klingt nach keiner guten Ausgangslage für eine rauschende Wahlparty.
Wir haben es als Band schon geschafft, selbst in die härtesten Partys Stimmung reinzubekommen. Ich habe keine Angst vor einem schwierigen Publikum.
Was hatten Sie sich vorgenommen, damit aus dem Abend trotz so vieler verlorener Direktmandate etwas Gutes wird?
Mario Voigt hat am Anfang gesagt: Wir feiern heute. Da haben wir gesagt: Wir machen mit! Das ist unser Anspruch, die Leute zum Feiern zu bringen. Selbst wenn man nur kleine Erfolge feiern kann, konzentrieren wir uns lieber darauf, als die großen Verluste zu betrauern.
Verraten Sie uns Ihr Geheimnis.
Am Anfang schauten die Leute noch auf die Ergebnisse. Wir haben sie deshalb vorsichtig abgeholt, um die Hütte dann am Ende doch abzureißen. Wir sind also mit einem konzertanten Programm gestartet, damit die Leute ein Gefühl für die Band kriegen und sich nicht gedrängt fühlen, gleich auf die Tanzfläche rennen zu müssen, obwohl sie dafür noch nicht bereit sind. Ein klassischer guter Einstieg ist „Shut Up And Dance“ von Walk The Moon. Auch „Ein Hoch auf uns“ von Andreas Bourani funktioniert gut an so einem Abend.
Und wie haben Sie dann die Leute auf die Tanzfläche bekommen?
Der Eisbrecher-Song war „Schüttel deinen Speck“ von Peter Fox. Das war der Moment, wo es richtig gut wurde. Wo es ebenfalls besonders euphorisch war, war der Song „Don’t Stop Believin’“ von Journey, es war so etwas wie die Hymne der CDU dieses Jahr. Das ist schon ein Banger. Und dann noch die Message, das passt bestens. Trauerstimmung hätte es nicht besser gemacht. Wir waren ja auch nicht bei der FDP, die nicht in den Landtag gekommen ist.
Ist Mario Voigt jemand, der feiern kann?
Absolut.
Ja?
Ein Beispiel: Er war eigentlich schon draußen, wollte gehen, hat sich schon verabschiedet. Da haben wir „Don’t Stop Belivin’“ angespielt und er drehte noch mal um. Weil es halt ein Bären-Song ist, kam er zurück. Das war eine irre Energie. Da ist er schon ein bisschen gehüpft.
Die SPD saß im Irish Pub, das BSW hatte nicht mal Musik laufen. Was sagt das über die CDU aus, dass sie noch eine Band haben?
Dass sie bei der CDU weiterhin jeden Erfolg feiern, weil er feierwürdig ist. Es ist einfach schön, wenn man nach einem so strapaziösen Wahlkampf sich nicht mit einem feuchten Händedruck verabschiedet.