Landgericht Köln:Acht Jahre Haft für Kita-Geiselnehmer

Zehn Stunden hielt er sein Opfer fest, traktierte den Leiter einer Kölner Kindertagesstätte mit Messer und Schere. Dann schaffte es ein Großaufgebot der Polizei, den Täter zu überwältigen. Jetzt hat das Landgericht Köln den 47-Jährigen zu acht Jahren Freiheitsstrafe verurteilt.

Das Urteil im Prozess gegen den Geiselnehmer in einer Kölner Kindertagesstätte ist gefallen: Die Richter des Landgerichts Köln verurteilten den 47-Jährigen zu acht Jahren Gefängnis. Er war wegen erpresserischen Menschenraubes angeklagt.

Der Familienvater hat im April den Leiter einer Kita im Kölner Stadtteil Chorweiler überwältigt und in seine Gewalt gebracht. Der Anklageschrift zufolge forderte er einen Fluchtwagen und Lösegeld in Millionenhöhe. Er war laut Staatsanwaltschaft bei der Geiselnahme äußerst brutal vorgegangen. Der Angeklagte hatte dem Pädagogen eine Kabelschlinge um den Hals gelegt, ihm ein Messer an die Kehle gehalten und zudem mit einer Schere auf ihn eingestochen. Über mehrere Stunden hatte er den Kita-Leiter in einem Büroraum festgehalten.

Zu Beginn der Geiselnahme waren noch 20 Kinder und die Erzieherinnen im Gebäude, sie konnten aber nach kurzer Zeit aus dem Gebäude fliehen. Die Polizei war mit einem Großaufgebot im Einsatz. Die Gegend wurde weiträumig abgeriegelt, mögliche Fluchtwege waren abgeschnitten. Auch das Jugendamt war mit Betreuern und Beratern dort. Zehn Stunden hielt der Angeklagte seine Geisel fest, dann stürmte die Polizei das Haus und befreite den 51-Jährigen.

Schon zu Prozessbeginn Mitte November hatte der Angeklagte die Tat gestanden und sich entschuldigt. In den Momenten vor der Geiselnahme habe er mit sich gerungen und dann "auf den Teufel gehört." Er habe Lösegeld erpressen wollen, um seiner Familie ein schöneres Leben zu bieten, ließ er damals über seinen Anwalt erklären. Der Angeklagte führte nach Darstellung seines Verteidigers all die Jahre ein isoliertes Leben, war depressiv und dachte an Suizid. Den Gedanken, eine Geisel zu nehmen, habe er erst in der Nacht zuvor gefasst.

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