Landgericht Koblenz:Teilgeständnis im Missbrauchsprozess

Detlef S. hat gestanden - zum Teil: Den Missbrauch seiner leiblichen Tochter räumte der Angeklagte im Westerwälder Missbrauchsprozess ein, nachdem die Frau unter Tränen ausgesagt hatte.

Im Koblenzer Missbrauchsprozess hat der Angeklagte Detlef S. ein Teilgeständnis abgelegt. Die Vorwürfe der Anklage, wonach er seine leibliche Tochter jahrelang missbraucht habe, seien zutreffend, sagte der Verteidiger des Familienvaters nach Rücksprache mit seinem Mandanten im Koblenzer Landgericht. Bei Prozessbeginn am Dienstag hatte der 48-Jährige zunächst nur zugegeben, sieben Kinder mit seiner Stieftochter gezeugt zu haben, die Missbrauchsvorwürfe bestritt er aber.

Unter Ausschluss der Öffentlichkeit schilderte zuvor der heute 28-jährige Stiefsohn des Angeklagten ein jahrelanges Martyrium, das er und die ganze Familie nach seinen Worten erdulden mussten, wie der Vorsitzender Richter Winfried Hedger im Anschluss an die Aussage berichtete.

Danach wurde die heute 18-jährige leibliche Tochter des Angeklagten als Zeugin vernommen - ebenfalls unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Sie soll während ihrer Aussage mehrfach in Tränen ausgebrochen sein.

Beide treten in dem Prozess als Nebenkläger auf wie auch die Zwillingsschwester des 28-Jährigen, die den Stiefvater beim Prozessauftakt am Dienstag schwer belastet hatte. Der Stiefsohn berichtete am Mittwoch nach Angaben des Richters, dass er bereits im Jahr 1987 von Detlef S. Sexuell missbraucht worden sei. Auch habe dieser ihn des öfteren dazu gezwungen, unter der Dusche zu onanieren, und ihm dabei zugesehen.

Von den Gewalttätigkeiten des Vaters sei die ganze Familie betroffen gewesen, berichtete der 28-Jährige. Der Vater habe nicht nur mit der Faust, sondern auch mit einer selbst gebastelten Peitsche zugeschlagen.

An einem Tag im Jahr 2002 hatte er Blut am Körper seiner zehnjährigen Schwester Jasmine gesehen und erstmals einen sexuellen Missbrauch durch den Vater vermutet, wie der Zeuge aussagte. Als er seinen Stiefvater darauf angesprochen habe, habe dieser wieder mit Handgreiflichkeiten reagiert. Der Vater habe die Mutter bis zur Bewusstlosigkeit zusammenschlagen, sagte der 28-Jährige.

Mehrmals sei das Jugendamt eingeschaltet gewesen. Er und seine Geschwister hätten aber zu den Taten geschwiegen oder diese geleugnet. Als Begründung hierfür gab der Zeuge laut Richter an, der Stiefvater habe mit Prügeln gedroht. Auch als er im Jahr 2002 zu Hause ausgezogen sei, habe dieser gedroht, er würde ihn weiter verfolgen und ihm "das Leben zur Hölle machen".

Laut Anklage wurde die heute 18 Jahre alte leibliche Tochter des Angeklagten ab ihrem zwölften Geburtstag vom Vater missbraucht. Sie hatte das ganze Verfahren ins Rollen gebracht, als sie einen Brief ihrer Schwester Natascha S., in dem sie ihren Vater beschuldigte, an das Jugendamt des Kreises Altenkirchen weiterleitete.

Natascha S., die acht Kinder mit ihrem Stiefvater bekommen hatte (eines ist als Baby gestorben), hatte am Dienstag nach Angaben des Richters die wesentlichen Punkte der Anklage gestützt. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 48-Jährigen unter anderem 350 Fälle von Misshandlung und sexuellem Missbrauch vor. Außerdem soll er seine Tochter und Stieftochter in 35 Fällen zur Prostitution gezwungen haben. Der Prozess sollte am Donnerstag mit weiteren Zeugenaussagen und Gutachtern fortgesetzt werden.

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