Dortmund (dpa) - Ein Jahr nach einer bundesweiten Razzia gegen die kalabrische Mafia hat vor dem Dortmunder Landgericht der Prozess gegen drei Männer begonnen. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen die Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung im Ausland sowie Geldwäsche vor. Die 26 bis 39 Jahre alten Italiener sollen in Siegen eine Eisdiele betrieben haben, in der laut Anklage Drogengeld der Mafiaorganisation `Ndrangheta gewaschen worden sein soll. Ein Hintermann aus Italien soll den Angeklagten Ende 2016 rund 400.000 Euro zur Verfügung gestellt haben, die angeblich aus Rauschgiftgeschäften stammten. Aus dem laufenden Betrieb der Eisdiele soll später Geld zurück nach Italien geflossen sein - dann in den legalen Wirtschaftskreislauf.
Die Staatsanwaltschaft ist außerdem davon überzeugt, dass die Siegener Eisdiele „Al Teatro“ als Rückzugsort für die `Ndrangheta in Nordrhein-Westfalen diente. Regelmäßig hätten hier Männer Unterschlupf und einen Job gefunden, heißt es in der Anklageschrift.
Die Angeklagten möchten sich im Prozess zunächst nicht zu den Vorwürfen äußern. Eine der Verteidigerinnen kritisierte die Anklageschrift jedoch in einem Opening Statement scharf. Die Staatsanwaltschaft erhebe lediglich pauschale und unkonkrete Vorwürfe, hieß es darin. Und: „Es wird nicht genau beschrieben, was genau die Angeklagten zu welchem Zeitpunkt getan haben sollen.“ Damit würde es den Männern unmöglich gemacht, sich zu verteidigen.
Das Gericht hat bereits jetzt Verhandlungstage bis Ende August angesetzt. Der Prozess wird in Dortmund verhandelt, weil die dortige Staatsschutzkammer auch für die Stadt Siegen zuständig ist.
© dpa-infocom, dpa:240605-99-286254/2