Land unter in Indien:Millionen auf der Flucht vor der Flut

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Mehr als 50 Tote, Zehntausende kämpfen ums Überleben, 3,5 Millionen auf der Flucht: In Indien haben Überschwemmungen eine "nationale Katastrophe" ausgelöst.

Indiens Premierminister Manmohan Singh spricht von einer "nationalen Katastrophe": 3,5 Millionen Menschen auf der Flucht, Zehntausende kämpfen ums Überleben, mindestens 50 Tote. Die Fluten am Fluss Kosi Überschwemmungen haben im ostindischen Bundesstaat Bihar mindestens 3,5 Millionen Menschen in die Flucht getrieben. Wie der indische Sender NDTV am Freitag berichtete, fielen den Fluten am Fluss Kosi bislang mehr als 50 Menschen zum Opfer.

In Indien herrscht Land unter: Dorfbewohner stehen am Rande einer Autobahn, die von den Fluten teilweise abgetragen wurde. (Foto: Foto: AP)

Nach einem Besuch im Überschwemmungsgebiet sprach Indiens Premierminister Manmohan Singh von einer "nationalen Katastrophe". Die Regierung habe ein Soforthilfepaket in Höhe von 10 Milliarden Rupien (155 Millionen Euro) verabschiedet, erklärte Singh. Er sagte den Betroffenen auch die Lieferung von 125.000 Tonnen Getreide zu.

"Wir wollen nur raus"

Nach Medienberichten sind jedoch noch immer mehr als eine Million Menschen von jeglicher Hilfe abgeschnitten. Zehntausende kämpften ums Überleben. Das Dorf Yadav im besonders stark betroffenen Bezirk Saharsa etwa wurde durch die Fluten zu einer Insel inmitten von schlammigem Wasser.

"Wir haben nichts zum Kochen, also weichen wir Getreide in diesem Dreck ein und versuchen zu überleben", sagte ein dort lebender Bauer. Im örtlichen Bahnhof wartenden tausende Flutopfer, in der Hoffnung einen Platz in einem der wenigen noch fahrenden Züge zu ergattern. "Wir wollen nur raus. Wir wollen diesen Fluch hinter uns lassen", sagte eine Frau, deren Ehemann vermisst wird.

Nach Angaben des Innenministeriums in Neu Delhi hat ein Dammbruch im benachbarten Nepal, wo der Fluss Kosi entspringt, die Katastrophe ausgelöst. Aufgrund heftiger Monsun-Regenfälle sei vor etwa zehn Tagen im Grenzgebiet ein Teil der befestigten Uferbegrenzung weggespült worden. Dadurch habe der Strom seine Fließrichtung um etwa 120 Kilometer Richtung Osten verändert und riesige Gebiete in Nepal und Bihar überflutet.

Verstärkt werden die Überflutungen durch heftige Regenfälle, die in den kommenden Tagen anhalten sollen. Damit wird sich die Situation noch verschärfen.

Der Monsun in Südasien beginnt in der Regel im Juni und dauert bis Ende September. Nach Angaben des indischen Innenministeriums kamen bei den Überschwemmungen in diesem Jahr landesweit bereits mehr als 1600 Menschen ums Leben.

Im vergangenen Jahr starben in Indien etwa 3000 Menschen, allein in Bihar etwa 900. In dem Bundesstaat an der Grenze zu Nepal waren damals insgesamt 20 Millionen Menschen von der Flut betroffen. Auch in den Nachbarländern richten Überschwemmungen jedes Jahr in der Regenzeit schwere Schäden an.

© dpa/AFP/hai - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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