Süddeutsche Zeitung

Land unter auf den Philippinen:Mehr als 100 Tote nach Tropensturm

Die Straßen Manilas stehen unter Wasser. Die philippinische Regierung befürchtet, dass nach dem Hochwasser Seuchen ausbrechen werden und bittet um internationale Hilfe.

Sie weinen, sie beten, sie stehen fassungslos in den überschwemmten Straßen: Nach dem schwersten Tropensturm auf den Philippinen seit mehr als 40 Jahren können Zehntausende Menschen nicht in ihre Häuser zurück. Die Zahl der Todesopfer ist auf mindestens 140 gestiegen. Mindestens 32 Menschen würden zwei Tage nach dem Unwetter noch vermisst, sagte Verteidigungsminister Gilberto Teodoro. Fast eine halbe Million Bewohner der Hauptstadt Manila und ihrer Umgebung wurden obdachlos.

Rettungskräfte kämpften sich durch knietiefen Schlamm, um den Überlebenden des Tropensturms Ketsana zur Hilfe zu kommen. 80 Prozent der Zwölf-Millionen-Einwohner-Stadt Manila standen am Morgen noch immer meterhoch unter Wasser. Viele Überlebende verbrachten mehr als zwei Tage auf den Dächern ihrer Häuser, bis sie gerettet werden konnten. Die staatlichen Rettungsdienste waren völlig überfordert, Katastrophenschutzchef Anthony Golez gestand ein: "Wir haben zu wenig Leute und Material." Verteidigungsminister Teodoro rief die internationale Gemeinschaft zur Nothilfe auf.

Nach Regierungsangaben verloren mindestens 453.000 Menschen durch die Überschwemmungen ihr Dach über dem Kopf. Hunderttausende kampierten ohne jegliche fremde Hilfe im Freien, 115.000 drängten sich in den hoffnungslos überfüllten staatlichen Notunterkünften.

Dort waren die Bedingungen katastrophal: In einem Freiluft-Sportstadion in Manila kampierten 3000 Menschen in tropischer Hitze und Feuchtigkeit neben den Leichen von elf Ertrunkenen. In dem Stadion gab es kein fließendes Wasser und keine funktionierenden Sanitäranlagen.

Die Gesundheitsdienste warnten vor dem Ausbruch von Seuchen. In dem stehenden Brackwasser könnten sich Durchfallerkrankungen und Bakterien rasch verbreiten, sagte eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums. Zudem drohe eine Epidemie mit Dengue-Fieber, da das Wasser Mücken ideale Brutbedingungen biete.

Die Behörden riefen zu Spenden von Hygieneprodukten, Trinkwasser und Medikamenten auf. Auch Ärzte werden händeringend gesucht. In Manila zogen unterdessen Plünderer durch die Stadt. Gruppen von Männern schoben Karren mit schlammbedeckten Fernsehgeräten und Ventilatoren durch die Straßen.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.36893
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
sueddeutsche.de/AFP/dpa/abis/gal
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.