Süddeutsche Zeitung

Polizistenmord in Kusel:Offenbar doch nur ein Täter

Im Fall der nahe Kusel in der Pfalz erschossenen Polizisten besteht gegen einen der beiden Verdächtigen kein Mordverdacht mehr. In Untersuchungshaft sitzt der Mann aber weiterhin.

Von Gianna Niewel, Frankfurt

Im Fall der getöteten Polizeianwärterin und des getöteten Polizisten in Kusel gehen die Ermittler nur noch von einem Täter aus. Das teilte die Staatsanwaltschaft Kaiserslautern am Dienstag mit. Ein 32 Jahre alter Mann, der bislang ebenfalls des Mordes beschuldigt wurde, ist von diesem Vorwurf entlastet. Er bleibt aber in Untersuchungshaft, weil der Haftbefehl gegen ihn wegen Wilderei und Vereitelung einer Straftat neu gefasst wurde.

Am 31. Januar wurden im Landkreis Kusel in Rheinland-Pfalz eine junge Polizeianwärterin und ein junger Polizist bei einer Verkehrskontrolle erschossen. Im Wagen hatten sie getötetes Wild gefunden. Wenige Stunden später nahm die Polizei zwei Tatverdächtige im Saarland fest: den 38 Jahre alten Andreas S. und seinen 32 Jahre alten Bekannten. Die Staatsanwaltschaft Kaiserslautern war zunächst davon ausgegangen, dass beide Männer geschossen haben könnten, um ihre Wilderei zu verdecken. Der Grund für die Annahme: Nicht eine Person allein hätte die fünf Schüsse abfeuern können, zumal aus zwei unterschiedlichen Waffen, einer Schrotflinte und einem Gewehr, wobei das Gewehr nach jedem Schuss nachgeladen werden musste.

Dieser Schluss, heißt es von Seiten der Staatsanwaltschaft, sei nun nicht mehr zwingend. Die Ermittler hatten Zeugen verhört, den 32 Jahre alten Tatverdächtigen vernommen, weiter ermittelt. Während Andreas S. ein "sehr guter Schütze" gewesen sei, hätten sie bei seinem Bekannten "keine Anhaltspunkte für eine Schießpraxis festgestellt". Nun also der neue Schluss, und der legt nahe, dass Andreas S. allein geschossen hat.

Über ihn waren in den Wochen nach der Tat immer weitere Informationen bekannt geworden. So soll Andreas S. zwischen September vergangenen Jahres und Anfang Januar 40 000 Euro mit dem illegalen Handel von Wild verdient haben. Er soll eine Bäckerei geführt haben, die aber 2020 Insolvenz meldete. Den Gerichten ist er bekannt unter anderem wegen Insolvenzverschleppung, Vorenthaltung von Arbeitsentgelt, versuchten Betrugs. So soll er etwa einen Raubüberfall auf seine Bäckerei fingiert haben, um den angeblichen Schaden von 50 000 Euro bei der Versicherung geltend zu machen.

Anfang Februar beschlagnahmten die Ermittler dann auch Waffen in der Wohnung, in der die beiden Männer festgenommen wurden, darunter eine doppelläufige Schrotflinte und ein Jagdgewehr. Hierbei soll es sich laut Staatsanwaltschaft um die Tatwaffen handeln. Unklar ist bisher, wie Andreas S. an die Waffen kam. Zum Tatzeitpunkt durfte er selbst keine Waffen besitzen, die Tatwaffen sind auf die Waffenbesitzkarte einer anderen Person eingetragen. Die Ermittlungen hierzu dauern an.

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