Mitten in ... Tokio
Illustration: Marc Herold
Die U-Bahn steuert auf Hoya zu. Im Smartphone spricht Gerhard Polt. Bairische Satire - natürlich über Kopfhörer, um keine japanischen Menschen zu stören. "Ja, jetz' hamma Liachtmess." Das ist der Klang der Heimat. "Maria Liachtmess. G'fraist di aa?" Aber das Kopfhörerkabel ist locker. "I bin ja so froh, dass die ganze Gaudi mit dem Weihnachten vorbei is." Plötzlich hört das halbe Abteil mit. "I hob ja nix gegen a Weihnachten. Aber i selber, i brauch's net." Die Leute schauen sich um. "Des Oanzige, wo i sag, ja, amal a Weihnachtsbock." Hektisches Nesteln am Kabel. Irritierte japanische Blicke. "Aber woaßt, des süaße Zaig frieß i net." Kurz funktionieren die Kopfhörer. "Weil i mi frog, zwengs wos soll i mir eine Diabetes anfressen." Dann wieder nicht. "Wo i's mir hersaufen ko." Die Leute staunen, wie einer über solche Geräusche lachen kann. Thomas Hahn
Mitten in ... Los Angeles
Illustration: Marc Herold
Der Einweiser am Dodger Stadium ist genervt. Es kann ihm gar nicht schnell genug gehen vor dem größten Baseballstadion der Welt, das auf einem Hügel über Los Angeles thront. Sie haben es umfunktioniert, erst zum Testzentrum und nun zu einer der größten Impfstationen der USA: 12 000 Impfungen pro Tag, verabreicht durchs Autofenster. Damit das klappt, müssen die Leute aufmerksam sein. Kalifornier sind jedoch bekannt dafür, im Auto so ziemlich alles zu tun, was sie ablenkt: schminken, telefonieren, fernsehen. Beschleunigung muss also her, der Einweiser legt los mit seiner Suada, Thema: die L. A. Dodgers. Die sind Meister geworden, wegen Corona aber nicht in Los Angeles, sondern im neutralen Stadion in Texas. Das soll nicht noch mal passieren. Also los, los, Leute, das erste Heimspiel der neuen Saison ist am 9. April. "Bis dahin muss der Zirkus hier vorbei sein." Jürgen Schmieder
Mitten in ... Pfaffenhofen an der Ilm
Illustration: Marc Herold
Eine Bäckerei in Pfaffenhofen. Ein Vater steht mit seinem kleinen Sohn an der Kasse an, aber als sie mit dem Bezahlen an der Reihe sind, wollen seine Karte und das Lesegerät einfach nicht miteinander. Drei, vier Versuche schlagen fehl, keine Verbindung. Bargeld hat er nicht dabei, nicht mal einen Notgroschen, allzu moderne Zeiten. Ein Mann und eine Frau hinter ihm in der Schlange melden sich wie aus einem Mund: "Kann ich helfen?" Die Rechnung beträgt acht Euro. Der nette Mann reicht dem entnervten Vater einen Zehn-Euro-Schein, endlich kann er bezahlen. Die nette Frau wiederum gibt dem netten Mann einen Fünfer. "Wir teilen, so haben wir zwei gute Taten getan", sagt sie. Nun ist sie selbst an der Reihe, verlangt einen Laib Brot und einen Donut. "Der Donut geht aufs Haus", sagt der Verkäufer - "jetzt sind's drei gute Taten." Klaus Bachhuber