SZ-Kolumne "Bester Dinge":Komischer Kauz

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(Foto: imago stock&people/imago/imagebroker)

Manche Käuze lassen sich leichter umsiedeln, wenn ihr neuer Wohnort beschissen ist. Ja, das ist wörtlich zu nehmen.

Von Nadeschda Scharfenberg

Der Mensch hat ein ambivalentes Verhältnis zur Vogelkacke. Einerseits hält er sie für großen Mist wegen Geschichten wie dieser aus Worms: Da musste ein Turm des Doms von 25 Tonnen Taubendreck befreit werden, nachdem 100 Jahre lang unbemerkt ein Fenster offen gestanden hatte. Andererseits weiß der Mensch über Vogelkot auch haufenweise Gutes zu berichten. Victoria Beckham etwa schwört auf eine Gesichtsmaske aus Nachtigall-Exkrementen. Und dann wäre da noch jener Neuseeländer, der einen Vogel-Volltreffer auf seinen Kopf als Wink des Schicksals verstand. Er kaufte sich ein Rubbellos und gewann umgerechnet 58 000 Euro.

Doch nicht nur der Mensch ist kreativ im Umgang mit Vogeldreck. Kaninchenkäuze zum Beispiel markieren damit den Eingang ihrer Bodenhöhle, um zu zeigen: besetzt. Zusätzlich legen sie den Kot fremder Tiere aus, locken so Mistkäfer an und können gemütlich zu Hause schnabulieren. Manchmal aber muss der Kaninchenkauz seine Höhle doch verlassen, etwa weil dort eine Siedlung gebaut wird. In dieser beschissenen Situation kann der Mensch dem Kauz helfen, indem er aus der Notdurft eine Tugend macht. Ein Forschungsteam aus Kalifornien hat herausgefunden, dass Kaninchenkäuze sich leichter umsiedeln lassen, wenn man ihnen vorgaukelt, dass am neuen Wohnort bereits Artgenossen leben. Dazu kleckst man mit weißer Farbe Fake-Fäkalien auf den Boden, und schon fühlen sich die Käuze wie zu Hause.

Wer hätte das gedacht, dass Victoria Beckham und ein komischer Kauz sich in einem einzigen Satz zusammenfassen lassen: Sind für jeden Scheiß zu haben. Nur Heinrich Heine, der hat das vor 200 Jahren schon geahnt, als er dichtete: Nur wenn wir im Kot uns fanden, so verstanden wir uns gleich.

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