USA:Aber bitte mit Kürbis

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Der Kürbis-Hype läutet in den USA eine Zeit vieler Feiertage ein (Foto: Josh Edelson/AFP)

In den USA endet der Sommer abrupt, wenn die Pumpkin-Spice-Saison beginnt: Supermärkte und Cafés werden mit Produkten geflutet, die nach Kürbis schmecken, riechen oder aussehen sollen. Jedes Jahr ein wenig früher.

Von Leopold Zaak, Portland

Wer derzeit in einen amerikanischen Supermarkt geht, den trifft am Eingang ziemlich unvorbereitet ein Herbst-Schock. Nicht nur, dass die offenen Kühlschränke und Tiefkühler gemeinsam mit einer Klimaanlage auf Anschlag den Laden bis kurz über den Gefrierpunkt herunterkühlen. Nun rennt man bei der Supermarktkette Trader Joe’s auch noch gegen eine Wand: eine Wand aus Kürbis, Zimt und Muskat.

Spätestens Anfang September beginnt in den USA die Pumpkin-Spice-Saison. Läden und Cafés werden dann mit Produkten geflutet, die nach Kürbis schmecken, riechen oder aussehen sollen: Kürbisravioli, Kürbiskekse, Kürbisbutter, Kürbisporridge, kalter Kürbiskaffee, natürlich normale Kürbisse und die Pumpkin-Spice-Latte, der berühmte Milchkaffee mit Kürbissirup.

Jährlich werden für etwa 500 Millionen Dollar Produkte mit Kürbisgeschmack verkauft

Angefangen mit diesem Trend, den es – wenn auch deutlich schwächer – längst auch in Deutschland gibt, hat die Coffeeshop-Kette Starbucks. Die nahm im Jahr 2003 die Pumpkin-Spice-Latte als erstes saisonales Getränk auf die Karte. Und diese Idee war so erfolgreich, dass die Kürbiswelle seither von Jahr zu Jahr größer wird. Laut Thomas Prather, dem stellvertretenden Marketingchef von Starbucks, war die PSL, wie das Getränk inzwischen oft abgekürzt wird, im vergangenen Jahr wieder eines der meistverkauften Getränke. Und auch über Starbucks hinaus ist der Kürbistrend ein Wirtschaftsfaktor in den USA: Das Marktforschungsunternehmen Nielsen hat berechnet, dass die Amerikaner pro Jahr etwa 500 Millionen US-Dollar für Produkte mit dem Kürbisgewürz ausgeben.

Der Kürbis-Hype läutet in den USA eine Zeit vieler Feiertage ein: Halloween (31. Oktober), Thanksgiving (28. November), für beide Feste steht der Kürbis symbolisch ebenso wie für den Herbst. Und den verbringt man ja, zumindest erzählen einem das Instagram, Tiktok und Pinterest, am besten in eine dicke Decke eingewickelt, ein Buch lesend und melancholische Musik hörend. Da passt die Pumpkin-Spice-Latte und ihr Zimt-Nelken-Muskat-Geruch perfekt dazu.

Deutschland stimmt sich schon auf den Advent ein

In gewisser Weise ist das Kürbisgewürz das, was der Lebkuchen in Deutschland ist. Der steht gefühlt schon im Regal, wenn der Sand vom Sommerurlaub noch nicht aus der Badehose geklopft ist. Jedes Jahr, so kommt es einem vor, steht das Weihnachtsgebäck früher im Regal. Dem widersprechen die Händler in Deutschland allerdings. Lebkuchen und Spekulatius kämen seit 25 Jahren zur selben Zeit in den Verkauf, sagte etwa ein Rewe-Sprecher. Auch Kaufland lässt ausrichten, der Eindruck täusche.

In den USA allerdings schiebt sich der Herbst inzwischen tatsächlich weit in den Sommer hinein. Bei der Baumarktkette The Home-Depot gibt es Herbstartikel schon im Frühjahr zu bestellen. Und Starbucks hat in diesem Jahr die Pumpkin-Spice-Latte am 21. August auf die Karte gesetzt – da gab es landesweit noch Hitzewellen.

Auch der Supermarkt-Verkäufer von Trader Joe’s scheint noch etwas zu fremdeln mit der Pumpkin-Spice-Saison. Er zieht lachend die Kürbisravioli über den Scanner. Wenigstens sei es hier drin kalt, sagt er. „Dann kann ich mir wenigstens vorstellen, dass Herbst ist.“

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