Kritik der Deutschen Umwelthilfe:Rewe stellt Verkauf von "Biotüten" ein

Nicht bio drin, obwohl bio draufsteht: Die angeblich kompostierbaren Plastiktüten zweier Einzelhandelskonzerne sind heftig in die Kritik geraten. Nun will Rewe die Tragetaschen nicht mehr verkaufen - zumindest vorerst.

Die Kritik war laut - und wirksam: Die Deutsche Umwelthilfe kritisierte zwei große Einzelhandelsketten dafür, dass sie angeblich biologisch abbaubare Plastiktüten verkaufen. Rewe hat nun reagiert und die Tüten vorübergehend aus dem Sortiment genommen. "Mit diesem Schritt wollen wir dafür sorgen, dass es bei unseren Kunden nicht zu Verunsicherung über die tatsächliche Umweltverträglichkeit dieser Tragetaschen kommt", hieß es in einer Mitteilung des Konzerns.

Rewe weist Vorwurf der Verbrauchertaeuschung zurueck

Nach scharfer Kritik hat Rewe den Verkauf von angeblich biologisch abbaubaren Plastiktüten vorerst eingestellt.

(Foto: dapd)

Gemeinsam mit Herstellern und unabhängigen Experten will Rewe die Tüten nun noch einmal auf ihre Umweltverträglichkeit hin untersuchen. Bis neue Erkenntnisse vorliegen, will der Konzern die Tragetaschen nicht mehr verkaufen.

Die Deutsche Umwelthilfe hatte den Einzelhandelsriesen Rewe und Aldi vorgeworfen, mit den angeblich umweltfreundlichen Biotüten ihre Kunden zu täuschen. Die überteuerten Tüten seien anders als angegeben mit gängigen Verfahren in Deutschland nicht kompostierbar, so der Vorwurf. Zudem würden sie unter anderem mit gentechnisch verändertem Mais hergestellt.

Aldi Süd wies die Vorwürfe zurück. Die Tüten hätten nicht nur durch die Kompostierbarkeit, sondern auch durch Einsparung von petrochemischen Stoffen Vorteile gegenüber Einwegplastiktüten, hieß es in einer Stellungnahme des Konzerns. Sie seien deshalb ein Teil der nachhaltigen Unternehmenspolitik. Auch der Branchenverband Bioplastics Europe wehrte sich gegen die Vorwürfe.

Das Bundesverbraucherschutzministerium wollte sich am Donnerstag nicht dazu äußern. Die Firma Victorgroup, nach eigenen Angaben einer der deutschlandweit größten Produzenten von "Biotüten", versicherte, die Tragetaschen würden weiter verbessert. "Wir arbeiten fortwährend daran, den erneuerbaren Anteil des Materials stetig zu erhöhen, so dass wir mittelfristig eine Tüte produzieren können, die zu 100 Prozent aus nachwachsenden Rohstoffen besteht", sagte der Vertriebsleiter des Unternehmens, Jens Boggel.

Bislang liegt der Anteil des aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellten Materials nach Angaben der Deutschen Umwelthilfe bei etwa einem Drittel. Unter industriellen Voraussetzungen sei die "Biotüte" schon jetzt vollständig kompostierbar, betonte Boggel.

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