Kritik an 31-Millionen-Euro-Bau:Kirchenreformer attackieren Bischof Tebartz-van Elst

Herbstvollversammlung Deutsche Bischofskonferenz

In der Kritik: Bischof Tebartz-van Elst

(Foto: dpa)

Der Limburger Bischof Tebartz-van Elst gerät weiter unter Druck: Mehrere Geistliche fordern offen seinen Rücktritt oder gar den Papst zum Handeln auf. Ausgerechnet ein Künstler erinnert den Bischof an das siebte Gebot - mit einer Lichtinstallation am Limburger Dom.

Die Kritik an Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst wegen der Kostenexplosion beim Bau des Limburger Bischofssitzes reißt nicht ab. Der Kirchenrechtler Thomas Schüller forderte jetzt den Papst auf, eine Amtsenthebung gegen Tebartz-van Elst einzuleiten. "Der Bischof wird vermutlich an seinem Stuhl kleben, da gibt es nur noch einen Weg: die Amtsenthebung durch den Papst. Das ist eindeutig", sagte der Münsteraner Professor dem Kölner Stadt-Anzeiger. Den Bischof bezeichnete Schüller als "unfähig, uneinsichtig und offensichtlich krank".

Am Montagabend war bekannt geworden, dass die Baukosten für den neuen Bischofssitz auf dem Limburger Domberg deutlich höher ausfallen als geplant. Laut einer internen Rechnung geht die Kirche derzeit von Kosten in Höhe von 31 Millionen Euro aus.

Auch Jochen Riebel, Mitglied im Vermögensverwaltungsrat des Bischöflichen Stuhls in Limburg, sagte: "Ich kann es mir nur so erklären, dass der Bischof von Limburg entweder ein raffinierter Betrüger oder krank ist." Auf die Frage, welche Konsequenzen Tebartz-van Elst ziehen sollte, antwortete Riebel: "Wenn der Bischof ein Ehrenmann wäre, wäre die Entscheidung klar." Obwohl er mehrfach dazu aufgefordert worden sei, habe der Bischof weder Haushalte für 2012 und 2013 noch Einzelprojekte zur Genehmigung vorgelegt, wie es seine Pflicht gewesen wäre, sagte Riebel, ehemals Leiter der Hessischen Staatskanzlei, der Mittwochsausgabe der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Das umstrittene Bauprojekt auf dem Limburger Domberg sei daher bis auf eine Anfinanzierung von 600.000 oder allenfalls 800.000 Euro nicht genehmigt gewesen.

Rücktritt des Vermögensverwaltungsrats gefordert

Der Kirchenrechtler Schüller empfahl auch den drei Mitgliedern des Vermögensverwaltungsrates, der für die Kostenüberwachung in Limburg zuständig ist, den Rücktritt. "Sie haben sich über Jahre hinweg Haushaltspläne vorenthalten lassen. Wie sollen sie da ihre Kontrollfunktion wahrnehmen?", sagte Schüller dem Kölner Stadt-Anzeiger.

Auch die Reformbewegung "Wir sind Kirche" geht hart mit dem Kirchenmann ins Gericht: "Er hat es so weit gebracht, dass es äußerst schwierig für ihn sein wird, zu bleiben", sagte Jiri Georg Kohl von der Reformbewegung. Er rechne mit dem Rücktritt von Tebartz-van Elst, wenngleich dieser zu dem Schritt nicht gezwungen werden könne. Der Bischof selbst will sich bislang nicht äußern. Er kündigte an, auf die Prüfung durch die Deutsche Bischofskonferenz zu warten. Wegen der andauernden Kritik an dem teuren Bau soll eine Kommission der Bischofskonferenz die Finanzierung prüfen.

Künstler will Zeichen setzen

Protest gegen Kosten für Limburger Bischofssitz

Protest gegen Kosten für Limburger Bischofssitz: Lichtinstallation am Limburger Dom

(Foto: dpa)

In Anspielung auf die Zehn Gebote projizierte der Lichtkünstler Oliver Bienkowski am Dienstagabend die Worte "Du sollst nicht stehlen" auf das Domportal. Er habe in der Zeitung von den hohen Mehrkosten für den neuen Bischofssitz gelesen und angesichts der Ungerechtigkeit ein Zeichen setzen wollen, sagte Bienkowski. In Afrika hungerten die Menschen - in Limburg hingegen würden 31 Millionen Euro für einen Privatbau ausgegeben.

Der Bischof steht seit längerem wegen seiner Amtsführung in der Kritik, ihm werden nicht nur der teure Bau, sondern auch ein autoritärer Stil und Verschwendung vorgeworfen. Die Situation in seinem Bistum wurde auch vom Vatikan als problematisch eingeschätzt. Papst Franziskus, der für Bescheidenheit und Hinwendung zu den Armen steht, hatte deshalb im September eigens einen Gesandten nach Limburg geschickt.

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