Krise beim Kinderhilfswerk:Unicef-Geschäftsführer Garlichs gibt auf

Nach den Querelen bei Unicef Deutschland hat Geschäftsführer Dietrich Garlichs seinen Posten zur Verfügung gestellt: Für den entstandenen "Vertrauensschaden" übernehme er die volle Verantwortung.

Hans Leyendecker

Der Geschäftsführer des Deutschen Komitees für Unicef, Dietrich Garlichs, hat seine Position zur Verfügung gestellt. In einer "persönlichen Erklärung" versicherte der 60-Jährige am Freitag, er werde gehen, damit die Organisation "die Möglichkeit eines Neubeginns" habe. Vor einigen Tagen war auch die Unicef-Vorsitzende Heide Simonis, eine Gegnerin von Garlichs, zurückgetreten.

Dietrich Garlichs ehemaliger Geschäftsführer Unicef Deutschland, AP

Dietrich Garlichs entschuldigt sich bei allen, "die unter der öffentlichen Diskussion gelitten haben".

(Foto: Foto: AP)

Das Kinderhilfswerk war durch Schlampereien und mangelnde finanzielle Transparenz in die Schlagzeilen geraten. Tausende Dauerspender hatten sich daraufhin zurückgezogen. Ein Unicef-Sprecher in New York hatte sich "sehr besorgt über die Auswirkungen der Affäre auf das Vertrauen der deutschen Öffentlichkeit" gezeigt. Die Staatsanwaltschaft Köln führt seit Ende November ein Verfahren gegen Garlichs wegen des Anfangsverdachts der Untreue.

Garlichs hatte Anfang der Woche "Fehler" eingeräumt, aber zu diesem Zeitpunkt einen Rücktritt noch abgelehnt. Der Vorstand von Unicef hatte ihm in den vergangenen Wochen mehrmals das Vertrauen ausgesprochen. In seiner Erklärung vom Freitag weist Garlichs daraufhin, die Grundlage der Arbeit des Kinderhilfswerks sei "Vertrauen" und dieses Fundament sei "in den vergangenen Wochen erschüttert worden". Für den "Vertrauensschaden" übernehme er die Verantwortung. Er entschuldige sich bei allen, "die unter der öffentlichen Diskussion gelitten haben". Unicef müsse die Möglichkeit haben, "sich mit ungeteilter Kraft der Arbeit für das Wohl von Kindern zu widmen". Ein "neuer Anfang birgt die Möglichkeit, neu zu denken und zu handeln".

Die bitteren Erfahrungen der vergangenen Wochen würden seine Leidenschaft für Unicef nicht beeinträchtigen. Ein "starkes Netz" von ehrenamtlichen Arbeitsgruppen engagiere sich bürgerschaftlich für Kinder in Not und fördere "durch den persönlichen Einsatz ein Anliegen, das nicht leicht zu vermitteln ist". Auf diese Weise sei Tausenden von Kindern geholfen worden. Er sei überzeugt, "dass Unicef diese Krise rasch überwinden wird", erklärte Garlichs.

Am Tag seiner persönlichen Erklärung erzielte Garlichs einen ersten Erfolg vor Gericht. Das Landgericht Köln erließ eine einstweilige Verfügung gegen eine Zeitung, die auf der ersten Seite eine Gegendarstellung drucken müsse. Die Gegendarstellung wendet sich gegen die Behauptung, Wirtschaftsprüfer der KPMG hätten angeblich in einem Prüfbericht "nicht nachvollziehbare Mittelverwendung" bei Unicef festgestellt. Der Beschluss ist noch nicht rechtskräftig.

Garlichs hatte im Oktober 1989 als Geschäftsführer bei Unicef angefangen. In seiner Amtszeit hat das Deutsche Komitee der Organisation nach eigenen Angaben seine Einnahmen vervierfacht und insgesamt 1,4 Milliarden Euro aus Spenden und dem Verkauf von Grußkarten aufgebracht. 2006 lagen die Einnahmen mit 97,3 Millionen Euro deutlich vor anderen Hilfsorganisationen.

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