Rom:Hauptstadt der Krippen

Lesezeit: 2 Min.

Um den Weihnachtsbaum auf dem Petersplatz gab es in diesem Jahr Streit – und das lag nicht an der schmalen Form. (Foto: Ciro De Luca/REUTERS)

Rom ist das Zentrum der katholischen Kirche - und hat in der Weihnachtszeit noch ein bisschen mehr zu bieten als andere Städte.

Von Marc Beise, Rom

Die Welthauptstadt der katholischen Kirche bereitet sich auf Weihnachten vor, und wie überall sind es die Krippen, die an die Geburt Jesu erinnern sollen und die Menschen anziehen. In der Stadt des Papstes gibt es besonders viele und besonders bedeutende Exemplare. Das vielleicht schönste steht in der prachtvollen Basilika Santa Maria Maggiore auf dem Esquilin-Hügel: eine Skulpturengruppe aus Carrara-Marmor, geschaffen von Arnolfo di Cambio, einem der einflussreichsten Bildhauer des italienischen Mittelalters. Sie ist ergreifend in ihrer Schlichtheit: nur Jesus, Maria und Josef, die drei Könige sowie Ochs und Esel.

Krippenfiguren von Arnolfo di Cambio. (Foto: Marc Beise)

Es handelt sich um die ersten bekannten Krippenskulpturen in der Darstellung, wie wir sie heute kennen, inspiriert durch die berühmte Krippe mit Menschen und lebenden Tieren, die Franz von Assisi im Jahr 1223 in Greccio in der Region Latium nachstellen ließ. Daran hatte zum Jubiläum 2023 die Krippe auf dem Petersplatz erinnert, die immer aus einer anderen Region stammt und eigens für ihren Auftritt in Rom gestaltet wird. In diesem Jahr kommt sie aus dem norditalienischen Grado. Sie stellt Szenen aus dem Leben der Lagunenbevölkerung dar, die Figuren sind aus lokalem Lehm gestaltet. Noch freilich fehlt das Christuskind, das in die meisten Krippen erst am Heiligen Abend gelegt wird.

Wem das nicht reicht, der kann nach links unter die Kolonnaden des Petersplatzes gehen und die Ausstellung von 125 Krippen aus aller Welt anschauen. Oder noch einige Meter weiter zu einem eher versteckten Juwel: In der Via dei Cavalleggeri findet sich die Krippe der Straßenkehrer, zu der schon Päpste und Staatsoberhäupter gepilgert sind. In einer Halle im Hinterhof der Ama, des städtischen Amtes für Straßenreinigung und Müllabfuhr, hat vor einem halben Jahrhundert der damals junge Müllmann Giuseppe Ianni eine biblische Landschaft in Miniatur nachgestellt, mit Straßen, Flüssen, Brücken, Aquädukten, durch die das Wasser fließt, und hundert Häusern. Alltagsszenen aus Palästina sind hier zu sehen, Frauen, die Wäsche aufhängen, die noch tropft. Männer, die Tiere hüten, alles täuschend echt. Mit der Zeit kamen immer mehr Utensilien dazu, auch ein Stein vom Mond und ein Splitter von einem Meteoriten vom Mars.

Die Krippe der Straßenkehrer. (Foto: Marc Beise)

Zurück am Petersplatz sieht man neben der Krippe den  Weihnachtsbaum, der an diesem Samstag, 7. Dezember, um 18.30 Uhr feierlich eingeweiht und erstmals erleuchtet wird. Um ihn hat es in diesem Jahr einen heftigen Streit gegeben. Umweltschützer versuchten zu verhindern, dass die 60 Jahre alte Tanne in Ledro am Gardasee gefällt wurde. Die Gemeinde hatte sich wie viele um die Ehre beworben und den Zuschlag erhalten. Die Gegner hatten in einer Online-Petition 50 000 Unterschriften gesammelt und sich sogar an den Papst gewandt, schließlich ist der als engagierter Umweltpolitiker bekannt.

Aber Franziskus huldigt auch den alten Bräuchen. Der Baum sei doch ohnehin im Rahmen eines Wiederaufforstungsprojekts zur Abholzung vorgesehen gewesen, lautete die Rechtfertigung aus dem Vatikan, und so kam der Baum nach Rom und leuchtet nun, 29 Meter hoch und eher schmal, allen Besuchern. Bis am 12. Januar 2025, dem Fest der Taufe des Herrn, alles vorbei ist. Dann allerdings hat das Heilige Jahr 2025 längst begonnen, in dem Rom sich vor Besuchern nicht wird retten können.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusVor dem Heiligen Jahr
:Rom, Stadt der Baustellen

2025 erwartet Italiens Hauptstadt so viele Besucher wie nie zuvor. Nun soll sie noch schnell hübsch gemacht werden. Schade für alle, die jetzt schon kommen.

Von Marc Beise

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: