Kriminalstatistik 2015:Zahl der Wohnungseinbrüche steigt drastisch

Innenminister - Einbruch

Vor allem in Hamburg und NRW ist die Zahl der Einbrüche gestiegen.

(Foto: dpa)
  • Einem Zeitungsbericht zufolge ist die Zahl der Wohnungseinbrüche in Deutschland im Jahr 2015 um fast zehn Prozent gestiegen.
  • In Hamburg gab es 20 Prozent mehr Delikte als im Vorjahr. Es entstand ein Schaden von mehr als 20 Millionen Euro.
  • In anderen Bundesländern gehen die Einbruchszahlen dagegen zurück - die Aufklärungsquoten steigen.
  • Immer mehr Einbrüche werden abgebrochen, weil Wohnungen besser gesichert sind als früher.

Von Felicitas Kock

Die Zahl der Wohnungseinbrüche in Deutschland ist einem Bericht der Tageszeitung Die Welt zufolge stark gestiegen. Für das Jahr 2015 weise die Polizeiliche Kriminalstatistik 167 136 erfasste Fälle aus. Das sind 9,9 Prozent mehr als im Jahr davor, berichtet die Zeitung.

Schon seit Jahren wird in Deutschland immer mehr eingebrochen. 2014 gab es 152 123 Delikte. Im Jahr zuvor 149 500.

Zu beachten ist, dass bei den "Wohnungseinbruchsdiebstählen" vollendete und versuchte Taten zusammengezählt werden. In Bremen etwa sind 42 Prozent der Einbrüche abgebrochen worden. Das ist der höchste Wert seit Jahrzehnten. Die Statistik listet zwar die 2776 Wohnungseinbrüche auf, die die Bremer Polizei bearbeitet hat. Tatsächlich stand aber nur 1574 Mal ein Einbrecher in der Wohnung. Wenn der Anteil der Versuche an der Gesamtzahl steigt, wie es in vielen Bundesländern der Fall ist, liegt das daran, dass immer mehr Menschen ihre Wohnungen durch spezielle Sicherungstechnik schützen.

Insgesamt zeigen die Einbruchsstatistiken der einzelnen Bundesländern deutliche Unterschiede.

Ein paar Beispiele:

In Hamburg ist die Zahl der Wohnungseinbruchdiebstähle, wie es in der Polizeistatistik der Stadt (PDF) heißt, im vergangenen Jahr am deutlichsten gestiegen - um 20,2 Prozent. Etwas mehr als 9000 dieser Delikte hat es gegeben. Konkret: 5255 vollendete Einbrüche und 3751 Einbruchsversuche. Im Jahr zuvor waren es insgesamt noch knapp 7500.

Entsprechend hoch ist der Schaden: Er lag im Jahr 2015 allein in der Hansestadt bei 20,2 Millionen Euro. Jeder Einbruch, der tatsächlich vollendet wurde, verursachte einen Schaden von durchschnittlich 3846 Euro.

In Nordrhein-Westfalen (PDF) sieht es ähnlich düster aus: Hier ist die Zahl der Wohnungseinbruchdiebstähle um 18,1 Prozent auf 62 362 Fälle gestiegen. Vor allem die "Tageswohnungseinbrüche", die zwischen 6 und 21 Uhr begangen werden, sind deutlich angestiegen. Im Vergleich zum Vorjahr wurden weniger Einbrüche aufgeklärt.

Schleswig-Holstein (PDF) verzeichnet einen Anstieg um 12,3 Prozent. Innenminister Stefan Studt bezeichnete den Wohnungseinbruchdiebstahl bei der Vorstellung der Kriminalstatistik als eines der Hauptprobleme im Land. Auch hier ist die Aufklärungsrate im Vergleich zum Vorjahr gesunken.

Ganz anders verhält sich die Sache etwa in Bayern (PDF). "Knapp 9 Prozent weniger Wohnungseinbrüche, knapp 10 Millionen Euro weniger Schaden", heißt es im Pressebericht der bayerischen Polizei, es folgt ein Ausrufezeichen. Als Grund für den Erfolg wird neben Schwerpunktkontrollen und länderübergreifender Ermittlungsarbeit auch der Einsatz innovativer Technik, wie etwa der Prognosesoftware PRECOBS genannt. Dadurch konnten gut 40 Prozent mehr Einbrecher festgenommen werden als im Vorjahr.

In Baden-Württemberg ist die Zahl der Einbrüche zuletzt acht Jahre lang gestiegen - das Jahr 2015 könnte einen Wendepunkt markieren: Es gab einen Rückgang um knapp zehn Prozent. Deutlich mehr Fälle werden aufgeklärt.

In Berlin ist die Zahl der Wohnungseinbrüche ebenfalls leicht zurückgegangen: um 2,8 Prozent. In Bremen um 7,2 Prozent.

Straftaten 2015

Insgesamt ist die Zahl aller in Deutschland polizeilich erfassten Straftaten im vergangenen Jahr gegenüber 2014 um 4,1 Prozent auf insgesamt 6,33 Millionen gewachsen, berichtet die Welt. Die Aufklärungsquote beträgt demnach 56,3 Prozent - eine Verbesserung um 1,4 Prozentpunkte. Der Statistik zufolge habe es sich bei fast 40 Prozent aller Straftaten um Diebstähle gehandelt. Hohe Zuwachsraten seien etwa auch beim Laden- (+7,1 Prozent) und beim Taschendiebstahl (+7 Prozent) verzeichnet worden.

Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) will die Kriminalstatistik voraussichtlich im Mai offiziell vorstellen.

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