Kriminalität - Wiesbaden:Zahl der Straftaten in Hessen 2020 erneut rückläufig

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Peter Beuth (CDU), Innenminister des Landes Hessen, gestikuliert. Foto: Arne Dedert/dpa/Archivbild (Foto: dpa)

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Wiesbaden (dpa/lhe) - Die Zahl der Straftaten ist in Hessen 2020 das vierte Jahr in Folge gesunken. Die Polizei registrierte 342 423 Fälle und damit 6,1 Prozent weniger als noch im Jahr zuvor. Der Rückgang der Allgemeinkriminalität könne nur teilweise mit den Einschränkungen der Corona-Pandemie erklärt werden, erläuterte Innenminister Peter Beuth (CDU) am Freitag in Wiesbaden bei der Vorstellung der jüngsten Kriminalstatistik. "Doch natürlich drückte auch der Corona-Lockdown durch fehlende Tatgelegenheiten die Fallzahlen." Wohnungseinbrüche beispielsweise seien 2020 im Vergleich zum Vorjahr um knapp 24 Prozent zurückgegangen.

AUFKLÄRUNGSQUOTE

Wie das Innenministerium mitteilte, wurden 65,5 Prozent der 2020 polizeilich registrierten Straftaten aufgeklärt. Das sei der höchste gemessene Wert seit Einführung der Kriminalstatistik im Jahr 1971. Die Kriminalitätsbelastung sei auf 5446 Straftaten pro 100 000 Einwohner gesunken (2019: 5823). "Die Gefahr, in Hessen Opfer von Kriminalität zu werden, ist damit auf einem historischen Tiefstand", erklärte Beuth.

POLIZEI UND CORONA

Mit der Corona-Pandemie haben sich die Aufgaben der Polizei verändert. So gab es 2020 deutlich weniger Groß-Veranstaltungen wie beispielsweise Konzerte oder Fußballspiele, die begleitet werden mussten. Allerdings unterstützten die Beamten die Ordnungsämter bei Corona-Kontrollen. Zwischen Mitte März 2020 und Ende Februar seien rund 19 750 Ordnungswidrigkeiten aufgenommen werden, wie das Ministerium mitteilte. Rund 67 Prozent entfielen beispielsweise auf Verstöße gegen die Kontaktbeschränkungen und rund 16 Prozent auf das Nicht-Tragen eines Mund-Nase-Schutzes.

NEUE CORONA-KRIMINALITÄTSMASCHEN

Vermeintliche Mitarbeiter von Gesundheitsämtern vor der Haustür, Schadsoftware oder Fake-Shops für Schutzmasken und Desinfektionsmittel im Internet: Die Pandemie lockte auch Betrüger auf den Plan. In 4 von 60 "Corona-Masche"-Fällen seien die Täter zum Ziel gekommen, teilte Beuth mit. Die Betrüger hätten erklärt, dass nahe Angehörige sich infiziert hätten und dringend Geld für eine Behandlung benötigten. Dadurch brachten sie die Opfer um insgesamt rund 55 000 Euro.

SCHLECHTE ZEITEN FÜR EINBRECHER

Insbesondere Wohnungseinbrüche sind 2020 - auch mangels Tatgelegenheiten - in Hessen signifikant zurückgegangen. So erfasste die Polizei insgesamt 5165 Fälle - ein Minus von 23,7 Prozent im Vergleich zu 2019. Allerdings scheitere mittlerweile jeder zweite versuchte Wohnungseinbruch. Ob wegen Homeoffice oder abgesagter Urlaubsreisen: "Aufgrund der Corona-Pandemie waren die Menschen 2020 öfter zuhause. Ein Grund, warum auch im laufenden Jahr wieder weniger eingebrochen wurde", sagte Beuth. Zugleich setze sich mit dem Rückgang der positive Trend der Vorjahre fort.

HÄUSLICHE GEWALT

Die Zahl der registrierten Fälle häuslicher Gewalt kletterte 2020 im Vergleich zum Vorjahr um 7,7 Prozent auf 10 013 Taten. Wie im Bund wächst die Summe seit 2014 auch in Hessen kontinuierlich an, erläuterte das Ministerium. Dies liege unter anderem daran, dass mehr Taten auch angezeigt würden, in 80 Prozent der Fälle seien Frauen betroffen gewesen. "Wer Opfer von häuslicher Gewalt wird, sollte sich umgehend helfen lassen." Die Polizei könne Täter beispielsweise für bis zu 14 Tage aus der gemeinsamen Wohnung verweisen.

ABBILDUNGEN SCHWEREN SEXUELLEN KINDESMISSBRAUCHS

Im vergangenen Jahr sind die von der Polizei erfassten Fallzahlen von Missbrauchsabbildungen von Kindern um 44,5 Prozent auf 1449 Fälle gestiegen, wie aus der Kriminalstatistik hervorgeht. Grund für das starke Wachstum sei im Wesentlichen eine neue gesetzliche Meldeverpflichtung für US-amerikanische Internet-Provider, die strafbares Nutzerverhalten unmittelbar und automatisiert an die Behörden übermitteln müssen.

© dpa-infocom, dpa:210304-99-691669/4

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