Fall Emanuela Orlandi:Vatikan stellt Ermittlungen zu verschwundenem Mädchen ein

Kriminalfall Emanuela Orlandi

Pietro Orlandi, der Bruder der Vermissten, hält 2012 auf dem Petersplatz ein Bild seiner auf mysteriöse Weise verschwundenen Schwester in den Händen.

(Foto: Serena Cremaschi Insidefoto/dpa)

1983 verschwand in Rom eine 15-Jährige. Bis heute ist Emanuela Orlandis Schicksal ungeklärt - und wird nun nicht weiter untersucht.

Der Vatikan beendet die Ermittlungen zu dem mysteriösen Verschwinden eines Mädchens vor 37 Jahren. Der Fall Emanuela Orlandi werde zu den Akten gelegt, teilte der Kirchenstaat am Donnerstag mit.

Die damals 15-jährige Tochter eines Vatikandieners kam 1983 nach dem Besuch einer Musikschule nicht mehr nach Hause. Was mit ihr geschah, ist bis heute unklar. Über den Fall kursieren diverse Verschwörungstheorien.

Keine Fährte blieb in den vergangenen drei Jahrzehnten unerforscht, juristisch und medial. Eine führte in das Umfeld von Mehmet Ali Ağca, dem Mann, der im Mai 1981 das Attentat auf Papst Johannes Paul II. verübte. Eine weitere Spur gab es in die Zwischenwelt der römischen Mafia. Ausführlich behandelt wurde auch der Verdacht, das Mädchen sei während einer Sexorgie im Vatikan missbraucht worden. Doch keine Theorie ließ sich mit Indizien oder gar Beweisen untermauern.

Tausende zersplitterte Knochen auf einem Pilgerfriedhof

Auf der Suche nach dem Mädchen hatten Forensiker vergangenes Jahr Mitte Juli zwei Gräber auf dem deutschen Pilgerfriedhof Campo Santo Teutonico im Vatikan öffnen lassen: von Sophie von Hohenlohe (gestorben 1836) und Herzogin Charlotte Friederike zu Mecklenburg (gestorben 1840). Doch waren beide Gräber leer. Bei der Suche nach deren Überresten wurden Beinhäuser - also Räume zur Aufbewahrung von Gebeinen - entdeckt. Darin lagen Tausende zersplitterte Knochen.

Der Verdacht, es könne sich bei diesen Knochen um Überreste von Emanuela Orlandi handeln, bestätigte sich jedoch nicht. Die gefundenen Knochen oder Knochenteile stammten alle aus der Zeit vor dem Tod von Orlandi, die jüngsten datierten 100 Jahre zurück, teilte der Vatikan nun mit.

Der Familie Orlandi stehe es jedoch frei, eigene Ermittlungen zu den Knochenfunden weiterzuführen. Emanuelas Bruder Pietro Orlandi hatte in all den Jahren immer dafür gesorgt, dass die Italiener das Schicksal seiner Schwester nicht vergessen. "Ich glaube ja noch immer, dass sie lebt", sagte der Bruder vergangenen Sommer.

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