Süddeutsche Zeitung

Kriminalstatistik:Fluch der kriminellen Minderheit

Die aktuelle Kriminalstatistik besagt, dass mehr Asylsuchende straffällig werden. Doch ein Blick auf die Feinheiten der Zahlen lohnt sich, ehe man Vorurteile bedient.

Kommentar von Roland Preuß

Da sind die sexuellen Übergriffe der Silversternacht in Köln, der Mord in Reutlingen, wo ein syrischer Flüchtling seine Freundin mit einem Dönermesser umbrachte, oder der abgelehnte Asylbewerber aus Ghana, der eine junge Camperin Anfang April in Bonn offenbar ausgeraubt und vergewaltigt hat. Es sind solch spektakuläre Gewalttaten, welche die Stimmung gegenüber Flüchtlingen in Deutschland mit prägen. Da wachsen Skepsis und Angst, und die Frage stellt sich: Wer kommt da?

Es verwundert nicht, dass vor diesem Hintergrund das Interesse an den neuen Zahlen zur Kriminalität von Flüchtlingen steigt. Da wird manches bestätigt: Mit mehr Flüchtlingen wächst auch die Zahl ihrer Straftaten. Vieles lässt sich durch die vielen jungen und alleinstehenden Männer erklären, die ohne Familie nach Deutschland kommen, schlecht integriert sind oder keine Perspektive haben. Man kann das kriminologisch gut erklären, wegdiskutieren darf man es nicht.

Unterscheiden sollte man dennoch. Trotz aller Mängel der Kriminalstatistik zeigt sich: Viele Flüchtlinge sind gesetzestreu, nur eine Minderheit fällt durch besonders viele Straftaten auf. Die Täter kommen oft aus Ländern mit geringen Chancen, Asyl in Deutschland zu erhalten. Unter dem Schutz des Asylsystems begehen sie Verbrechen. Damit richten sie großen Schaden an, nicht zuletzt bei den Menschen, die wirklich Schutz brauchen.

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Quelle:
SZ vom 24.04.2017
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