Kriminalität:Studie: Kriminalität wegen Lockdown weltweit gesunken

Corona
Das Blaulicht eines Polizeifahrzeugs ist zu sehen. Foto: Christoph Soeder/dpa/Symbolbild (Foto: dpa)

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Cambridge/Utrecht/Hannover (dpa/lni) - Die Kriminalität in Städten ist dank der Corona-Beschränkungen einer aktuellen Studie zufolge weltweit gesunken. Die tägliche Zahl von Angriffen ging demnach im Schnitt aller Städte um 35 Prozent zurück, Taschendiebstähle sogar fast um die Hälfte. Als deutsche Stadt wurde Hannover mit untersucht. Die Kriminalität ging dort der Studie zufolge etwas weniger stark zurück als im internationalen Durchschnitt. Dennoch meldete die Polizeidirektion Hannover im Zusammenhang mit dem ersten Lockdown im März 2020 teils einen "signifikanten Fallzahlenrückgang".

Ein von Wissenschaftlern der Universitäten Cambridge und Utrecht geleitetes Forscherteam hatte in 27 Städten weltweit - darunter Barcelona, Chicago, Sao Paolo und Tel Aviv - untersucht, wie sich die Zahl der Straftaten vor und während der Corona-Beschränkungen entwickelt haben. Erste Ergebnisse wurden nun online veröffentlicht.

Demnach fiel der Rückgang bei Morden mit durchschnittlich 14 Prozent weniger stark aus. "In vielen Gesellschaften wird ein signifikanter Teil der Morde zu Hause begangen. Die städtischen Bewegungseinschränkungen hatten daher nur wenig Auswirkungen auf häusliche Morde", erklärte Forscherin Amy Nivette von der Uni Utrecht.

Anders bei den Angriffen oder Diebstählen: "Keine Betrunkenen, die sich nach dem Pub oder der Bar in den Straßen verstreuen. Keine Tage, die in Geschäften, Cafés, an Rennstrecken oder bei Fußballspielen verbracht werden", erklärte Gewaltforscher Manuel Eisner von der Universität Cambridge laut einer Mitteilung. "Manche Städte hatten sogar Sperrstunden. Es wurden die Möglichkeiten erstickt, die städtische Kriminalität fördern."

Laut der Ende März vorgelegten Kriminalstatistik der Polizeidirektion Hannover für 2020 sank die Zahl der registrierten Straftaten in der Region Hannover um 2452 auf 103 849 - der niedrigste Stand seit 1990. Davon entfielen 68 540 Fälle auf die Landeshauptstadt, während es ein Jahr zuvor noch 69 613 waren. Und das, obwohl im ersten Quartal 2020 - vor dem Lockdown - deutlich mehr Straftaten als im Vorjahreszeitraum gemeldet wurden. Beschränkungen in der Pandemie und der veränderte Alltag hätten dafür gesorgt, dass Tatgelegenheiten fehlten.

Bei Mord und Totschlag gab es in Hannover einen Anstieg um 8 auf 44 Taten. Auch gab es einen Anstieg um 6,84 Prozent bei Sexualstraftaten auf 1203 Fälle, dabei legten die Fälle von sexuellem Missbrauch von Kindern um 28,7 Prozent auf 175 zu. Dagegen sank die Zahl der Wohnungseinbrüche deutlich um 445 auf 1354 Fälle. Damit hätten sich die Fallzahlen seit 2016 mehr als halbiert, in jedem zweiten Fall bleibe es zudem beim Versuch. Die Polizei begründete dies etwa mit besserer technischer Sicherung von Wohnungen, aber auch mit der Pandemie und dem Homeoffice: Die Menschen blieben mehr zuhause.

© dpa-infocom, dpa:210603-99-843005/3

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