Süddeutsche Zeitung

Kriminalität:Silvio S. wegen Mordes an Mohamed und Elias vor Gericht

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Ein Junge verschwand vor dem Berliner Lageso, der andere wurde von einem Spielplatz entführt. Jetzt steht ein Wachmann aus Brandenburg vor Gericht. Er soll die beiden Kinder missbraucht und getötet haben.

Zum ersten Mal tauchte der Mann auf Bildern von Überwachungskameras auf, die auf dem Gelände des Berliner Landesamtes für Gesundheit und Soziales (Lageso) stehen. Vor der Flüchtlingsaufnahmestelle warteten im Herbst 2015 Tausende Menschen. Die Bilder aus den Kameras zeigten einen Mann, der einen kleinen Jungen an der Hand hielt.

Der Junge war Mohamed, vier Jahre alt. Der Mann war Silvio S. - der Anklageschrift zufolge der Mann, der den Jungen tötete.

Jetzt muss sich Silvio S., 33, vor dem Potsdamer Landgericht wegen zweifachen Mordes und sexuellen Missbrauchs verantworten. Er soll neben Mohamed noch einen weiteren Jungen getötet haben, den sechsjährigen Elias, der im Juli 2015 von einem Spielplatz in Potsdam verschwand. Der Staatsanwaltschaft zufolge soll Silvio S. die Jungen getötet haben, um den sexuellen Missbrauch zu vertuschen. An Mohamed soll Silvio S. sich vergangen haben, bei Elias soll er es versucht haben.

Prozess unter großen Sicherheitsvorkehrungen

Der Prozess gegen Silvio S., der aus dem Dorf Niedergörsdorf südlich von Berlin stammt und der als Wachmann arbeitete, wird unter strikten Sicherheitsvorkehrungen geführt. Das Interesse der Öffentlichkeit ist riesig, vor Prozessbeginn warten am Morgen zahlreiche Zuschauer vor dem Gericht.

Dem Angeklagten droht eine lebenslange Freiheitsstrafe. Als er gegen 10:30 Uhr in den Gerichtssaal geführt wird, trägt er einen beigefarbenen Kapuzenpulli und verbirgt sein Gesicht hinter einer Aktenmappe. Silvio S. wirkt nervös und fixiert mit seinen Blicken den Richter.

Am ersten Verhandlungstag sind sieben Zeugen geladen, darunter auch die Mutter von Elias. Die Mutter von Mohamed, eine schmale, zierliche Frau, die sehr mitgenommen wirkt, ist ebenfalls in Saal. Auch sie könnte im Laufe des Prozesses aussagen. Ein Dolmetscher übersetzt das, was Richter und Staatsanwaltschaft sagen, für die aus Bosnien-Herzegowina stammende Frau.

Doch ob am Dienstag tatsächlich noch Zeugen gehört werden, ist unklar. Noch bevor die Anklage verlesen wird, muss das Gericht über einen Antrag entscheiden, die Öffentlichkeit vom Prozess auszuschließen. Der Verteidiger von Silvio S. hat das gefordert. Der Anwalt der Mutter des getöteten Mohamed stellte zudem einen eigenen Antrag, wonach die Anklage nicht-öffentlich vorgetragen werden sollte. Das Gericht schickte das Publikum zur Beratung hinaus.

Die Mutter des Täters rief die Polizei

Die Ermittler hatten Silvio S. Ende Oktober vergangenen Jahres gefasst. Seine Mutter hatte ihn auf Fahndungsbildern erkannt und die Polizei gerufen. Silvio S. gab in der Vernehmung zu, Mohamed entführt und getötet zu haben. Er habe das Kind missbraucht und mit einem Gürtel erdrosselt, sagte er den Ermittlern. Mohamed wurde tot in einem Auto gefunden. Später gab Silvio S. auch den Mord an Elias aus Potsdam zu. Die Polizei fand die Leiche des Sechsjährigen im Schrebergarten des Mannes.

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