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Kriminalität - Potsdam:Museen: Ministerium gegen landesweites Sicherheitskonzept

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Potsdam (dpa/bb) - Brandenburgs Kulturministerium hat die Forderung der Freie Wähler im Landtag nach einem mit den Behörden abgestimmten landesweiten Sicherheitskonzept zurückgewiesen. Dagegen spreche vor allem die Individualität der Sammlungen, Gebäude und Präsentationsformen, erklärte das Ministerium.

Die Freien Wähler hatten in einer Anfrage an die Landesregierung zu Kunstdiebstählen in Brandenburg auf zwei spektakuläre Raubtaten in Berlin und Dresden hingewiesen, bei denen es offenbar einen nur unzureichenden Schutz gegeben habe. In Berlin waren 2017 eine zwei Zentner schwere Goldmünze aus dem Bode-Museum und in Dresden 2019 Kronjuwelen aus dem Grünen Gewölbe entwendet worden.

Die Landesregierung dürfe nicht so lange warten, bis sich solche Taten in Brandenburg ereigneten, erklärten die Freien Wähler. Bisher sei Museen und Kultureinrichtungen in Trägerschaft des Landes die Zuständigkeit für etwaige Sicherheitskonzepte überlassen worden, wurde kritisiert. In Brandenburg gibt es demnach mehr als 400 Museen, Ausstellungshäuser und Kunstmuseen, die unter anderem von Vereinen, Privatpersonen, Stiftungen und dem Land betrieben werden.

Wie das Kulturministerium der Deutschen Presse-Agentur mitteilte, existieren in Brandenburg bereits diverse nationale und internationale Standards, Vorgaben und Leitfäden, nach denen die Museen und Einrichtungen ihre Kulturgüter und Kunstschätze schützen.

Die Einrichtungen in Trägerschaft des Landes sind laut Ministerium gut aufgestellt. Ihre Sicherungsmaßnahmen würden individuell abgestimmt. Dabei werde mit Experten, anderen Einrichtungen, Ämtern und Polizei kooperiert. Zudem könne man nur dem Landesmuseum für Archäologie und dem Filmmuseum Potsdam Vorgaben machen, da nur sie sich in Landesträgerschaft befinden.

Laut der Antwort des Ministeriums an die Freien Wähler hat die Polizei von 2000 bis zum Ende des vergangenen Jahres 102 Diebstähle in Brandenburger Kultureinrichtungen registriert. Der ausgewiesene Schaden summiert sich auf rund 273 500 Euro. Beim spektakulärsten Diebstahl im August 2002 war eine wertvolle spätklassizistische Marmorvase aus dem Säulenhof des Orangerieschlosses in Potsdam entwendet worden.

Im Bereich der Landeseinrichtungen Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg sowie Stiftung Kleist-Museum gab es laut Ministerium in den vergangenen 20 Jahren insgesamt fünf Diebstähle. Bislang ist demnach nicht ein einziger Fall aufgeklärt worden. Aktuell als vermisst gelten den Angaben zufolge 362 Gegenstände. Das Spektrum reiche von altem Blechwerkzeug bis zu sakralen Skulpturen.

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