Kriminalität:Messerattacke in Regionalzug: Vier Schwerverletzte

Kriminalität
Der Täter ist nach ersten Erkenntnissen ein Flüchtling aus Afghanistan. Foto: Karl-Josef Hildenbrand (Foto: dpa)

Würzburg (dpa) - Das bayerische Landeskriminalamt hat die Ermittlungen zur Attacke eines 17 Jahre alten Afghanen auf Zugreisende bei Würzburg übernommen. Der Staatsschutz konzentriert sich darauf, den genauen Hintergrund der Tat aufzuklären.

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Würzburg (dpa) - Das bayerische Landeskriminalamt hat die Ermittlungen zur Attacke eines 17 Jahre alten Afghanen auf Zugreisende bei Würzburg übernommen. Der Staatsschutz konzentriert sich darauf, den genauen Hintergrund der Tat aufzuklären.

Die Ermittler prüfen einen islamistischen Hintergrund. "Es gibt eine Aussage, dass er, kurz bevor er von der Polizei erschossen wurde, einen islamischen Ausruf gemacht haben soll", sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) am frühen Morgen der Deutschen Presse-Agentur. Dies sei aber noch keineswegs erwiesen.

Am Montagabend war der 17-Jährige mit einer Axt und einem Messer auf Fahrgäste in einem Regionalzug bei Würzburg-Heidingsfeld losgegangen. Vier Menschen wurden schwer verletzt, ein weiterer leicht, wie das Polizeipräsidium Unterfranken und die Staatsanwaltschaft Würzburg in der Nacht mitteilten. Unter den Opfern sind vier Mitglieder einer Familie aus Hongkong. 14 Menschen erlitten einen Schock. Die Polizei erschoss den Angreifer als er flüchtete.

Die Polizei gehe von einem Einzeltäter aus, sagte Herrmann. Der 17-Jährige, der nach ersten Erkenntnissen als unbegleiteter minderjähriger Flüchtling nach Deutschland gekommen sei, habe seit einiger Zeit im Landkreis Würzburg gelebt, in einer Einrichtung in Ochsenfurt. Zuletzt habe er bei einer Pflegefamilie gewohnt.

Nach Angaben der Bundespolizei hatten etwa 25 bis 30 Menschen in dem Regionalzug von Treuchtlingen nach Würzburg gesessen. Er war kurz vor dem Ziel, als der Angreifer losschlug. Als der Zug per Notbremse stoppte, sprang er aus dem Zug und flüchtete.

Ein Spezialeinsatzkommando der Polizei, das zufällig wegen eines anderen Einsatzes in der Nähe gewesen sei, habe die Verfolgung aufgenommen, berichtete Herrmann. Als der Jugendliche dann auch auf die Einsatzkräfte losgegangen sei, hätten diese das Feuer eröffnet. Der Angreifer wurde mit mehreren Schüssen getötet.

Vier Verletzte stammen aus Hongkong, wie der Hongkonger Regierungschef Leung Chun-Ying bestätigte. Er verurteilte den Angriff und sprach den Opfern und ihren Angehörigen sein Mitgefühl aus. Es handele sich um eine Familie - Vater, Mutter, Tochter - und deren Freund, berichtete die Hongkonger Zeitung "South China Morning Post" ergänzend. Ein fünfter Mitreisender der Gruppe, der 17-jährige Sohn, sei unverletzt davon gekommen, berichtete das Blatt.

Bayerns Innenminister Herrmann betonte, die Hintergründe der Tat seien noch unklar. "Was hat er in den letzten Tagen und Wochen unternommen, was ist aus seinem Umfeld bekannt, was findet sich in seinem Zimmer - das muss genau ermittelt werden, damit man sich ein Bild machen kann."

Auch wisse man nicht, welche Pläne der Täter auf seiner Flucht noch verfolgt habe. Es sei nicht ausgeschlossen, dass er noch weitere Menschen attackiert hätte. Deshalb sei es "gut und richtig", dass die Polizei mit ihrem Vorgehen "weitere schreckliche Taten" ausgeschlossen habe, sagte Herrmann.

Der Fall erinnert an eine Messerattacke vor gut zwei Monaten in einer S-Bahn in Grafing nahe München. Damals hatte ein Mann einen 56 Jahre alten Fahrgast getötet, drei weitere wurden teils lebensgefährlich verletzt. Der mutmaßliche Täter hatte nach seiner Festnahme wirre Angaben gemacht und war deswegen vorläufig in eine psychiatrische Klinik eingewiesen worden. Nach einer ersten Einschätzung war der Mann aus dem hessischen Grünberg bei Gießen schuldunfähig oder zumindest vermindert schuldfähig.

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