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Kriminalität - Hamburg:Angriff auf Auto von Innensenator Grote: Kleinkind im Wagen

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Hamburg (dpa/lno) - Das Auto des Hamburger Innensenators Andy Grote (SPD) ist am Freitagmorgen mit Steinen und Farbbehältern beworfen worden. Mit im Auto saß zu diesem Zeitpunkt auch Grotes zweijähriger Sohn, wie der Politiker am Nachmittag twitterte. "Als Innensenator muss ich mit solchen Angriffen rechnen. Aber einen solchen Anschlag bewusst zu verüben, während ich gerade meinen zweijährigen Sohn zur Kita bringe - das ist erbärmlich", schrieb er.

Wie die Polizei mitteilte, hatten sich eine Gruppe Maskierter dem Auto des Innensenators genähert und dieses angegriffen, als es an einer Kreuzung im Stadtteil St. Pauli halten musste. Am Steuer saß nach dpa-Informationen der Chauffeur des Senators. Die Polizei geht demnach von einer gezielten und geplanten Aktion aus. Zwar habe es bereits Farbmarkierungen am Haus Grotes auf St. Pauli gegeben, sagte eine Polizeisprecherin. Dieser Anschlag habe aber eine neue Qualität. Der Staatsschutz hat die Ermittlungen aufgenommen. Die Polizei sucht Zeugen, die Angaben zu dem Angriff machen können.

Andere Politiker zeigten sich bestürzt über den Anschlag und bekundeten ihre Solidarität. "Feige, hinterhältig, fies. Wer sowas macht, hat keine Argumente! Wir sind mit Dir solidarisch lieber Andy Grote", twitterte Hamburgs Finanzsenator Andreas Dressel (SPD).

Der Vorsitzende der CDU-Fraktion, André Trepoll, sagte: "Wer Steine und andere Gegenstände auf Autos mit Personen wirft, nimmt die Gefährdung und Verletzung der Insassen in Kauf. Das hätte auch anders ausgehen können." Der Anschlag auf den Senator sei auch ein direkter Angriff auf die Demokratie. "Erneut wird deutlich: Hamburg hat ein Extremismusproblem", schlussfolgerte Trepoll.

"Wer keine Argumente hat, hat Steine", sagte der Linken-Bundestagsabgeordnete Fabio de Masi, der selbst auf St. Pauli lebt. Man dürfe zwar mit Grote streiten. "Aber Gewalt endet immer im Dunkeln. Niemand darf auf St. Pauli bedroht werden - von niemandem", meinte er.

Auch die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) verurteilte die Tat. "Wir sind fassungslos und entsetzt, dass mutmaßlich gewaltbereite Extremisten nicht davor zurückschrecken, das Leben und die Gesundheit des Senators zu gefährden", sagte Joachim Lenders, Landesvorsitzender der DPolG Hamburg. Gewalt dürfe in einer Demokratie niemals ein Mittel der politischen Auseinandersetzung sein. Hier müsse der Rechtsstaat klare Grenzen aufzeigen.

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) verwies bei Facebook auf das Datum des Angriffs: Der 13.12. würde aufgrund der Reihenfolge der Buchstaben im Alphabet in der Szene auch als ACAB-Tag verstanden. Die Abkürzung steht für die in der linksextremen und Hooligan-Szene oft benutzte englische Formulierung "All cops are bastards", was so viel heißt wie alle Polizisten sind Bastarde.

Unmut gegen Grote hatte es auf St. Pauli zuletzt Mitte Oktober gegeben. Eine Podiumsdiskussion mit ihm im Millerntor-Stadion über Werte im Fußball musste unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden, nachdem Fans des Fußball-Zweitligisten FC St. Pauli Proteste angekündigt hatten.

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