Süddeutsche Zeitung

Kriminalität - Hamburg:70-jähriger Bankräuber wirft Richterin Befangenheit vor

Hamburg (dpa/lno) - Der verbale Schlagabtausch des 70-jährigen Hamburger Bankräubers mit der Richterin des Landgerichts ist am Mittwoch in eine neue Runde gegangen: Im Prozess hat der Angeklagte mehrere Befangenheitsanträge gegen die Vorsitzende Richterin gestellt. Sie habe ihm unter anderem mehrfach das Wort abgeschnitten und ihn zudem eine Erklärung nicht verlesen lassen, begründete der Mann vor dem Landgericht Hamburg seine drei Anträge. Das sei ein "Verstoß gegen Waffengleichheit", sagte der gebürtige Bayer weiter. Über die Anträge muss die Kammer nun einem Gerichtssprecher zufolge bis zur übernächsten Sitzung - ohne die Mitwirkung der abgelehnten Richterin - entscheiden. Bis dahin werde einstweilen weiter verhandelt.

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Hamburg (dpa/lno) - Der verbale Schlagabtausch des 70-jährigen Hamburger Bankräubers mit der Richterin des Landgerichts ist am Mittwoch in eine neue Runde gegangen: Im Prozess hat der Angeklagte mehrere Befangenheitsanträge gegen die Vorsitzende Richterin gestellt. Sie habe ihm unter anderem mehrfach das Wort abgeschnitten und ihn zudem eine Erklärung nicht verlesen lassen, begründete der Mann vor dem Landgericht Hamburg seine drei Anträge. Das sei ein "Verstoß gegen Waffengleichheit", sagte der gebürtige Bayer weiter. Über die Anträge muss die Kammer nun einem Gerichtssprecher zufolge bis zur übernächsten Sitzung - ohne die Mitwirkung der abgelehnten Richterin - entscheiden. Bis dahin werde einstweilen weiter verhandelt.

Der Mann steht wegen schwerer räuberischer Erpressung und versuchten Mordes vor Gericht. Ihm wird vorgeworfen, zwischen 2011 und 2019 drei Banken überfallen und dabei etwa 25 000 Euro erbeutet zu haben. Bei einem der Überfälle hatte er einen Bankangestellten in den Bauch geschossen. Das und die Überfälle hatte der Senior bereits zugegeben, eine Tötungsabsicht aber bestritten.

In den ersten Tagen des Prozesses hatte der Angeklagte immer wieder - gefragt und ungefragt - das Wort ergriffen und teils ausschweifend sein Handeln erläutert. Mehrfach hatte ihm die Vorsitzende Richterin deshalb das Wort verboten und ihn gebeten, erst dann zu sprechen, wenn er dran sei.

Der Prozess wurde mit der Befragung von zwei Bankmitarbeiterinnen fortgesetzt, die den Überfall mit einem Schwerverletzten im Januar 2017 miterlebt hatten. Direkt neben dem Angeschossenen hatte damals eine heute 57 Jahre alte Kollegin gestanden. Der Überfall habe ihr Leben nachhaltig beeinflusst. "Ich war nicht mehr in der Lage eine Bankfiliale zu betreten", sagte sie vor Gericht. Nach dem Überfall war sie zunächst für mehrere Monate krank geschrieben. Dieser Raub sei bereits der vierte Überfall, den sie in ihrem Beruf erlebt hat. Aber es sei das erste Mal gewesen, dass dabei jemand verletzt wurde.

Sie ist davon überzeugt, dass der Angeklagte gezielt auf ihren Kollegen geschossen hat. "Es sah so aus als wollte er rausgehen. Dann hat er sich aber umgedreht und geschossen". Auch die Sekunden danach sind ihr noch gut in Erinnerung: "Mein Kollege ist neben mir wie ein Baum umgekippt". Sie verstehe bis heute nicht, warum der Bankräuber überhaupt geschossen habe.

Am Montag hatte der Angeklagte ausgesagt, er wollte seiner Forderung nach mehr Geld Nachdruck verleihen. Zudem habe ihn geärgert, dass der Kassierer ihm das Geld zu langsam und in zu kleinen Scheinen rausgegeben habe. Auch am Mittwoch wiederholte der 70-Jährige: "Ich hatte ja eine Wahnsinnswut. (...) Trotz massiver Androhungen hat er nichts gemacht".

In seiner Einlassung zum Überfall Ende 2011 sagte der Angeklagte, dass er die Bank überfallen habe, weil er Miete und Versicherungen im Januar sonst nicht hätte pünktlich zahlen können. "Die Überwindung war groß, das war der erste Überfall nach Jahrzehnten." Am Ende habe er fast 19 000 Euro erbeutet.

Wie in den vergangenen Tagen war der Mann mit den vollen grauen Haaren mit einem dunklen Anzug bekleidet. Für den Nachmittag hatte er sich umgezogen und den Anzug gegen ein schwarzes Hemd und Jeans getauscht. Zudem überraschte er wieder mit Details, auf die er besonders stolz ist, und mit an Zeugen gerichtete Worte. So habe er seinen Fahrradschlüssel beim dem Überfall 2011 extra um den Hals getragen, damit er ihn in der Hektik nach dem Banküberfall nicht suchen müsse. Der Räuber war für seine Überfälle mit Auto von Kiel nach Hamburg gefahren und hatte dann mit seinem Klappfahrrad die ausgewählte Bank angesteuert. 2011 hat er den Bus genommen, weil das billiger war, als mit dem Auto zu fahren.

Dem jungen Kassierer, der ihm 2011 das Geld ausgehändigt hatte, sagte er nach dessen Befragung: "Ich wünschen Ihnen alles Gute für Ihren weiteren Lebensweg."

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