Kriminalität - Gera:Frau in Greiz erwürgt: Welche Rolle spielte der Alkohol?

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Das Landgericht Gera befindet sich im Justizzentrum. Foto: Bodo Schackow/dpa-Zentralbild/dpa (Foto: dpa)

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Gera (dpa/th) - Weil er eine Frau in ihrer Greizer Wohnung erwürgt haben soll, muss sich ein 41-Jähriger seit dem heutigen Dienstag vor dem Landgericht Gera verantworten. Er habe in einer Februarnacht mit der 60-Jährigen Alkohol getrunken, dann sei es zum Streit gekommen, hieß es von der Staatsanwaltschaft. In dessen Verlauf habe er die Frau gewürgt, nachdem diese mit einem Hammer auf ihn losgegangen sei. Er habe beim Würgen erkannt, dass sie sterben würde - und trotzdem weitergemacht. Dem gelernten Tischler wird Totschlag vorgeworfen.

Während der Angeklagte am ersten Prozesstag zunächst zu den Vorwürfen schweigen wollte, rekonstruierte das Gericht die Nacht anhand von Polizeiprotokollen und Notrufaufzeichnungen. Er selbst habe den Notruf gewählt und angegeben, die Frau sei im Laufe eines Streits an einem Herzinfarkt gestorben. Auf Fotos war zu sehen, wie die Leiche der 60-Jährigen zwischen leeren Bierdosen und Schnapsflaschen auf dem Boden der kleinen Einzimmerwohnung lag - neben ihr ein Hammer.

Beim Eintreffen der Polizei sei der Mann nervös gewesen, ein Atemalkoholtest habe 2,69 Promille angezeigt. Dabei sollen Sätze gefallen sein wie: "Ich bin Soldat, ich lasse mich nicht so behandeln, ich will noch meine Flasche austrinken." Noch in derselben Nacht sei er festgenommen worden. Auch zwei Blutentnahmen seien veranlasst worden, die rund fünf Stunden nach dem Notruf Werte von jeweils über zwei Promille anzeigten. Die Ärzte im Krankenhaus hätten aber keine äußeren Anzeichen von Alkoholeinfluss erkannt.

Nach Auffassung der Staatsanwaltschaft war der Alkoholpegel des Mannes zum Tatzeitpunkt nicht schuldmindernd. Kommt es zu einer Verurteilung wegen Totschlags, drohen mindestens fünf Jahre Haft. Für den Prozess sind bis Ende November sechs weitere Verhandlungstage angesetzt (Az. 1 Ks 120 Js 5976/21).

Der Beziehungsstatus zwischen Opfer und Angeklagtem blieb zu Prozessbeginn offen. Nach Angaben des Sohnes der Frau hatte seine Mutter von einem neuen Partner in ihrem Leben erzählt - mit demselben Vornamen und ähnlichem Alter wie der Angeklagte.

In Deutschland wird im Schnitt jeden dritten Tag eine Frau durch ihren Partner oder Ex-Partner getötet, wie Statistiken des Bundeskriminalamts zeigen. Durchschnittlich jeden Tag versucht demnach ein Ehemann, Partner oder Ex-Partner in Deutschland, seine (Ex-)Partnerin zu töten.

© dpa-infocom, dpa:211018-99-642906/4

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