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Kriminalität - Erfurt:Verletzte bei rassistischer Attacke in Erfurt

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Erfurt (dpa/th) - Drei Männer aus Guinea sind in Erfurt Opfer eines rassistisch motivieren Angriffs geworden. Zwei der Männer wurden verletzt, einer von ihnen schwer, wie die Polizei am Samstag mitteilte. Demnach war der Zustand des Schwerverletzten zeitweise "kritisch". Die "dreiköpfige Gruppe ausländischer Mitbürger" sei an einem bekannten Treffpunkt der rechten Szene in einem Plattenbaugebiet im Südosten Erfurts von zehn bis zwölf Deutschen verbal und danach tätlich angegriffen worden. Die Polizei sprach von einem "fremdenfeindlichen Übergriff". Zwölf mutmaßliche Täter wurden vorläufig festgenommen und in Gewahrsam genommen.

Der Gesundheitszustand des Schwerverletzten sei zeitweise als kritisch eingeschätzt worden, hieß es. Er wurde wie der andere Verletzte im Krankenhaus versorgt.

Ob bei dem Angriff Waffen oder andere Gegenstände eingesetzt wurden, war zunächst nicht bekannt. Der Übergriff ereignete sich etwa gegen 3.05 Uhr. Die Angreifer hielten sich den Angaben zufolge vor dem rechten Szenetreff auf. In die Ermittlungen sei das Landeskriminalamt eingeschaltet worden. Die Polizei forderte Zeugen auf, sich zu melden.

In Thüringer Sicherheitskreisen wird davon ausgegangen, dass sich in dem Szenetreff, vor dem der Angriff erfolgte, auch Mitglieder oder Sympathisanten der rechtsextremistischen Kleinstpartei Dritter Weg regelmäßig aufhalten. Die Polizei äußerte sich dazu nicht.

Die Landtagsabgeordnete der Linken, Katharina König-Preuss, sprach von einer vermehrten Aktivität von Neonazis. Es sei bereits der zweite massive Neonazi-Übergriff in Erfurt innerhalb weniger Wochen, erklärte sie. Der Dritte Weg bietet nach ihren Angaben Kampfsporttraining für militante Neonazis sowie für Kinder und Jugendliche an.

"Das Ziel ist, wie sich heute Nacht erneut zeigte, Menschen zu verletzen und eine Atmosphäre der Angst zu schaffen", äußerte König-Preuss, die Sprecherin für Antifaschismus und Antirassismus der Fraktion ist. Es sei an der Zeit, dem Einhalt zu gebieten. Ein Verbotsverfahren gegen den Dritten Weg sei überfällig.

In der thüringischen Landeshauptstadt protestierten am Samstag zudem Hunderte gegen Rechtsextremismus und Übergriffe der rechten Szene. Die Polizei sprach von etwa 400 Teilnehmern. Hintergrund war ein Vorfall am vorletzten Juli-Wochenende auf einer Grünfläche vor der Staatskanzlei, bei dem eine Gruppe Jugendlicher angegriffen und verletzt wurde. Einige der Angreifer haben nach Angaben der Ermittlungsbehörden einen rechtsradikalen Hintergrund. Die Ermittlungen waren am Samstag noch nicht abgeschlossen.

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