Kriminalität - Darmstadt:Psychologe: Psychisch kranke Täter vor Gewalttat auffällig

Darmstadt
Jens Hoffmann vom Institut für Psychologie und Bedrohungsmanagement in Darmstadt. Foto: picture alliance / dpa/Archivbild (Foto: dpa)

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Hanau/Darmstadt (dpa) - Auch bei psychisch kranken Tätern lässt sich nach Angaben des Kriminalpsychologen Jens Hoffmann das Risiko von Gewalttaten erkennen. "Nahezu alle sind vorab auffällig", sagte der Leiter des Instituts für Psychologie und Bedrohungsmanagement in Darmstadt. Das Problem sei eher, dass es in Deutschland relativ wenige Fachleute gebe, die eine entsprechende Risikoeinschätzung vornehmen und solche Fälle begleiten könnten.

Bei einem mutmaßlich rechtsradikalen und rassistischen Anschlag hatte ein Deutscher am Mittwoch im hessischen Hanau neun Menschen mit ausländischen Wurzeln erschossen. Der mutmaßliche Todesschütze hatte im Internet wirre Gedanken und abstruse Verschwörungstheorien geäußert.

Nach Hoffmanns Worten können solche Taten nicht vorhergesehen, aber zumindest die Risiken erkannt werden. Es sei nötig, sich in die Gedankenwelt der Betroffenen zu begeben. Dann könne man einschätzen, woraus Motivation oder Vorbereitung für solche Gewalttaten entstehen könnten. Auch im Internet, wo es viele wirre Aussagen gebe, seien auffällige Verhaltensmuster durchaus identifizierbar. "Man wird nie alles verhindern können, aber man kann sagen, wenn sich was zusammenbraut", erklärte der Kriminalpsychologe.

Laut Hoffmann setzten vergleichsweise wenige psychisch Erkrankte ihre Gewaltpläne um. "Die meisten, die wahnhaft sind, schaffen das nicht." Anschläge erforderten eine Vorbereitung, die schwer sei, wenn man an einer Fehlwahrnehmung der Realität leide.

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