Kriminalität - Dammfleth:Prozess um zerstückelte Leiche: Strafantrag gegen Anwältin

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Itzehoe/Dammfleth (dpa/lno) - Überraschung im Mordprozess um die zerstückelte und einbetonierte Leiche von Dammfleth: Das Landgericht Itzehoe hat Strafantrag gegen die Hamburger Anwältin, die zuletzt die Nebenklage der beiden Töchter des Mordopfers vertreten hatte, wegen der "Verletzung der Vertraulichkeit des Wortes" gestellt, wie Peter Müller-Rakow von der Staatsanwaltschaft Itzehoe am Montag sagte. Ein entsprechendes Ermittlungsverfahren sei eröffnet worden. Die Anwältin soll in einem nicht öffentlichen Teil der Verhandlung mit ihrem Handy Tonaufnahmen gemacht haben. Zuvor hatte das "Flensburger Tageblatt" berichtet.

Die Vorwürfe seien absurd, sagte die Anwältin der Deutschen Presse-Agentur. Ihr Handy sei beschlagnahmt worden, nachdem eine Wachtmeisterin in der Verhandlung am 12. September gesehen haben wollte, dass sie in nichtöffentlicher Sitzung eine Tonaufnahme gemacht habe. "Fakt ist, dass ich beweisen kann, dass ich keine Tonaufnahme gefertigt habe", sagte die Anwältin. Sie kündigte eine Strafanzeige wegen falscher Verdächtigung und Verleumdung an.

Die Anwältin hatte schon am 13. September einen Antrag gestellt, sie als Nebenklagevertreterin der beiden Töchter des Opfers zu entpflichten. Diesem Antrag war das Gericht gefolgt. Die Anwältin sah eine drohende Interessenskollision, weil eine ihrer Mandantinnen - die 16-jährige Tochter des Ermordeten - selbst unter Tatverdacht geriet und in Untersuchungshaft genommen wurde.

Nach einem Durchsuchungsbeschluss des Amtsgerichts hatten Polizisten am 13. September noch im Gerichtsgebäude das Mobiltelefon der Juristin beschlagnahmt, wie Gerichtssprecher Nils Meppen sagte.

Wegen der Tötung eines 41-jährigen Mannes müssen sich seit Mitte August die Mutter der 16-Jährigen und deren neuer Freund vor der Schwurgerichtskammer des Landgerichts Itzehoe verantworten. Laut Anklage sollen sie den ehemaligen Lebensgefährten der Frau im Frühjahr 2017 heimtückisch ermordet haben.

Die Leiche sollen sie zerstückelt und auf ihrem Reiterhof in Dammfleth im Kreis Steinburg vergraben haben. Motiv der Bluttat sollen Beziehungsstreitigkeiten gewesen sein. Die 37 Jahre alte Angeklagte und ihr 47-jähriger Freund schwiegen bislang zu den Vorwürfen.

Der Indizienprozess findet unter strengen Sicherheitsmaßnahmen statt. Die Urteile werden frühestens Ende des Jahres erwartet.

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