Kriminalität - Braunschweig:Frau erstochen: Angeklagter spricht vor Gericht

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Braunschweig/Wolfsburg (dpa/lni) - "Es war wie ein Blitz - dann ist das passiert, was passiert ist". Mit diesen Worten beschrieb der 47-jährige Angeklagte den entscheidenden Moment im Juni dieses Jahres. Seit Donnerstag muss sich der Mann aus der Ukraine wegen Mordes vor dem Landgericht Braunschweig verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, nach einem Trennungsstreit mit einem Küchenmesser auf seine Frau eingestochen zu haben. Die zehnjährige Tochter erlebte die Tat laut Anklage mit.

Das Opfer schaffte es nicht. Die 45-Jährige erlitt durch das Messer tiefe Stichverletzungen, die zu innerlichen Blutungen führten. Trotz einer Notoperation starb sie zwei Tage danach an Organversagen. So steht es in der Anklageschrift. Beim Versuch, ihrer Mutter zu helfen, erlitt auch die Tochter Hämatome und Abschürfungen. Für die Staatsanwaltschaft war es Mord aus niedrigen Beweggründen sowie Körperverletzung und Bedrohung.

Ausführlich berichtete der Angeklagte vor Gericht über eine gescheiterte Ehe und den Tattag. Er könne sich aber nicht an Messerstiche erinnern, ließ der 47-Jährige die Dolmetscherin übersetzen. Die Trennung sei beschlossen, die Scheidung seit ein paar Tagen eingereicht gewesen. An dem Abend in der Küche soll seine Frau dann etwas zu ihm gesagt haben, dass ihn wie ein Blitz getroffen habe. Um was es sich gehandelt haben könnte, beantwortete er trotz hartnäckigem Nachfragen nicht.

Gut zwei Stunden dauerte die Vernehmung des mutmaßlichen Mörders zum Prozessauftakt. Er und seine Frau seien mehr als 20 Jahre lang verheiratet gewesen. 2015 habe es den Entschluss gegeben, aus der Ukraine nach Deutschland zu gehen. Seinen Schilderungen zufolge kam die Frau gut zurecht, sie lernte die Sprache. Ein 21 Jahre alter Sohn steckt in der Ausbildung. Er hingegen fand wegen der Sprachprobleme keinen Job. Es entwickelte sich eine "Atmosphäre des Schweigens".

Am Tag vor der Tat nahm der Angeklagte Tabletten, spritze sich nach eigenen Angaben irgendwas, wollte nicht mehr leben. Den Widerspruch zu einer eigentlich geplanten Zukunft zurück in der Ukraine löste er dabei nicht auf. Nach Zeugenberichten soll es auch zuvor Drohungen gegeben haben. Seine eigenen Aussagen bei der Polizei und später vor Gericht waren an entscheidenden Stellen nicht immer gleich. Zum Tatzeitpunkt hatte der 47-Jährige einen Blutalkoholgehalt von 0,65 Promille.

Eine Nachbarin aus dem Haus in Wolfsburg berichtete als Zeugin, wie es nachts plötzlich Gepolter und Geschrei im Treppenhaus gab. Als sie aus der Wohnung eilte, habe sie eine Frau gesehen, die im Beisein ihrer Tochter erstochen wurde. Mindestens drei bis vier Stiche will die Zeugin gesehen haben, bevor sie zurück in die Wohnung rannte, um den Notruf zu verständigen. Sie und auch ihr Partner beschrieben die Familie als unauffällig und ruhig.

Der Prozess wird mit weiteren Zeugenbefragungen und einem Bericht eines psychiatrischen Gutachters fortgesetzt. Dafür sind drei weitere Verhandlungstage anberaumt. Ein Urteil könnte noch in diesem Jahr am 17. Dezember fallen.

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