Kriminalität - Braunschweig:Ermittlungen in Braunschweig gegen Drach eingestellt

Amsterdam
Der Angeklagte Thomas Drach sitzt im Saal 288 des Landgerichts. Foto: Christian Charisius/dpa/Archivbild (Foto: dpa)

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Braunschweig (dpa) - Jahrelange Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Braunschweig gegen den früheren Reemtsma-Entführer Thomas Drach wegen eines Überfalls auf einen Geldtransporter 1995 mussten wegen Verjährung eingestellt werden. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft bestätigte einen Bericht der "Welt am Sonntag". Demnach könnte Drach, der wegen drei Raubüberfällen in Amsterdam in Auslieferungshaft sitzt, dabei mit einem Komplizen 1,5 Millionen Mark (767 000 Euro) erbeutet haben. Zeugen sollen angegeben haben, dass Drach sich mit dem Überfall gebrüstet und plötzlich über viel Geld verfügt habe.

"Wenn man alle Indizien zusammennimmt, ist eine Tatbeteiligung aus unserer Sicht wahrscheinlich", sagte der Sprecher weiter. Auch die Vorgehensweise mit schweren Waffen in Braunschweig ähnele späteren Überfällen. Die Staatsanwaltschaft hatte im Oktober 2020 wegen der drohenenden Verjährung von 20 Jahren Anklage erhoben. Da außer den Zeugenaussagen nur Indizien vorlagen, lehnte des Landgericht Braunschweig die Eröffnung eines Hauptverfahrens ab. "Aus heutiger Sicht spricht vieles dafür, ändert formaljuristisch aber nichts", betonte der Sprecher. "Wir können das nicht mehr verfolgen."

Der Komplize bei der Braunschweiger Tat soll nach Informationen der Zeitung der Australier Lionel D. gewesen sein, der sich mit seinem Beute-Anteil in sein Heimatland abgesetzt habe und nie für die Tat behelligt worden sei.

Der Überfall könnte dazu gedient haben, Geld für die geplante Entführung von Jan Philipp Reemtsma zu beschaffen. Im März 1996 wurde der Hamburger Erbe der Tabak-Dynastie entführt, Drach kassierte mit Komplizen Millionen. Zwei Jahre später wurde er gefasst, kam nach einer langen Gefängnisstrafe im Herbst 2013 frei.

Drach sitzt in Amsterdam in Auslieferungshaft. Ein Richter hatte die Haft am Freitag erneut verlängert. Wider Erwarten hatte sich das Gericht noch nicht mit dem Auslieferungsantrag der Kölner Justiz befasst. Der 60-Jährige war am Dienstag in der niederländischen Hauptstadt festgenommen worden. Die Kölner Justiz verdächtigt ihn, an drei Raubüberfällen in Köln und Frankfurt/Main 2018 und 2019 beteiligt gewesen zu sein. Bei einem Überfall war ein Wachmann schwer verletzt worden. Die Fahnder waren Drach über ein Fluchtfahrzeug auf die Spur gekommen. Das war in den Niederlanden zugelassen. Nach möglichen Komplizen wird noch gefahndet.

© dpa-infocom, dpa:210228-99-624863/2

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